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Bistum Erfurt

Gemeinsam in die Zukunft

Besuch aus Osteuropa

Erfurt (ep) - "So ist Versöhnung, so muß der wahre Frieden sein. So ist Versöhnung ..." singen 50 Jugendliche und einige Erwachsene in der Kapelle des Erfurter Jugendhauses St. Sebastian. Das besondere: Unter den jugendlichen Sängerinnen und Sängern sind nur ganze 5 Deutsche. Alle anderen Mädchen und Jungen im Alter von 16 bis 25 Jahren stammen aus Tschechien, der Slowakei, Ungarn und Rußland. Sie sind im Jugendhaus zu einer Internationalen Glaubenswoche zusammen. Das Treffen, das es mindestens schon seit 1972 im Jugendhaus gibt, steht diesmal unter dem Thema "Leitideen und -figuren für Jugendliche in Europa"

"Ich bin im vergangenen Jahr mit meiner Schwester zum ersten Mal hier gewesen", erzählt Zsófia aus Budapest in bestem Deutsch. Weil es ihr gut gefiel, hat die Studentin in diesem Jahr elf Leute von ihrer Religionsgruppe mitgebracht. Valéria, die aus Martin, einem Ort in der Mittelslowakei kommt, war schon zweimal im Jugendhaus und hat ebenfalls Freunde mit nach Erfurt gebracht. "Wir haben uns schon intensiv über die Situation Jugendlicher in unseren Ländern ausgetauscht", erzählt sie. Die Sorge, keine Lehr- oder Arbeitsstelle zu bekommen, wovon ihnen ihre deutschen Freunde berichtet hätten, würden Jugendliche in der Slowakei bisher nicht kennen, sagt Valéria. Schwierig für Jugendliche in ihrem Land sei dagegen oft die finanzielle Lage. Aber die pessimistische Zukunftssicht ihrer deutschen Freunde könne sie nicht teilen. Zsófia aus Budapest stimmt ihr zu. Viele Konsumgüter, aber zum Beispiel auch die Mieten für Wohnungen seien sehr teuer. Zudem müßten viele Studenten in Ungarn Studiengebühren bezahlen. "Ich finde es nicht gut, daß nur Jugendliche, die viel Geld haben oder überdurchschnittlich begabt sind, gute Ausbildungschancen haben", sagt Zsófia

Ein bißchen traurig sind die Jugendlichen darüber, daß nicht mehr Deutsche zu der Woche gekommen sind. "Die hier sind, sind natürlich ganz toll", sagt Zsófia, "aber ich hätte mich gefreut, den einen oder anderen vom Vorjahr zu treffen." Das sieht auch Diözesan-Jugendseelsorger Stephan Riechel so. Andererseits sind er und sein Team froh dafür, daß die Internationale Woche, die vom Bund als multilateraler Jugendaustausch gefördert wird, von den Jugendlichen aus Ost- und Südosteuropa so rege angenommen wird. Er sei den Mitarbeitern des Jugendhauses dankbar, daß sie es möglich machen, den in diesem Jahr mit fast 60 Teilnehmern recht großen Kurs zu versorgen

Für die thematische Arbeit hatte Stephan Riechel einen Tag lang den Heiligenstädter Salvatorianer-Pater Otto Wileschek (Villa Lampe) gewonnen. Gemeinsam mit den Mädchen und Jungen dachte er über Leitfiguren für Jugendliche in Europa nach und stellte den jungen Leuten Don Bosco, den Gründer seines Ordens, vor. Die ungarische Gruppe berichtete begeistert von ihrem 70jährigen (!) Pfarrer Pater Futó Károlyároly als ihrem Vorbild. Die jungen Leute aus Rußland erzählten von dem Geistlichen Alexander Men in Moskau, der 1988 ermordet wurde und für die jungen Leute ein Vorbild war und noch immer sei

Ein gemeinsamer Wandertag zu den Drei Gleichen widmete sich ebenfalls ein bißchen der Leitbildfrage. Motto: "Radegundis - eine europäische Heilige: Von der Mühlburg nach Poitiers". Sportlich ging es während der Tage auch beim häufigen Volleyball-Spiel zu

Welche Möglichkeiten kirchliche Einrichtungen haben, um jungen Leuten in schwieriger Situation zu helfen , konnten die Jugendlichen bei einem Besuch im Offenen Jugendtreff der Erfurter Brücke kennenlernen

Daß die Tage allen gefallen haben und jeder der jungen Leute neue Freunde gefunden hat, war deutlich zu spüren. Beste Voraussetzung, daß es auch 1998 eine Internationale Jugendwoche in Erfurt geben wird

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 33 des 47. Jahrgangs (im Jahr 1997).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 17.08.1997

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