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Bistum Magdeburg

Bilanz einer Fachfrau

Religiöse Kinderwochen

Schönebeck (ste) - "Es ist erstaunlich: Wenn ich Leute nach langer Zeit wiedersehe, dann kommen wir oft ganz schnell auf die Huysburg zu sprechen", erzählt Gemeindereferentin Magdalena Kupczyk nicht ohne Stolz. Mit der "Huysburg" verbinden viele aus der Schönebecker St.-Marien-Gemeinde die Religiösen Kinderwochen (RKW), die seit 25 Jahren als zweiwöchiges Zeltlager auf dem Wallfahrtsgelände der Huysburg stattfinden

Natürlich, wenn sich Magdalena Kupczyk demnächst nach 37 Jahren Dienst in Schönebeck in den Ruhestand verabschiedet, dann war da mehr als die Religiösen Kinderwochen. Aber wenn sie Leute trifft, die sich aus dem Gemeindeleben verabschiedet haben, kommt die Rede oft schnell auf "die Huysburg". Diese Wochen sind den meisten in guter Erinnerung - ob sie sie nun als Teilnehmer, Helfer oder Eltern miterlebt haben

Der Unterschied dieser Form zu RKW auf dem eigenen Pfarrgelände, wie sie vorher auch in Schönebeck praktiziert wurden, ist erheblich, meint Kupczyk: "Das Schöne ist: Hier kann man thematische Dinge rüberbringen, ohne immer eine streng katechetische Form benutzen zu müssen. Das Thema spielt im gesamten Tagesablauf eine Rolle, so daß hier eine Einheit von Thema und Lebensgemeinschaft entsteht.

Die Kinder werden nicht nach der Katechese nach Hause geschickt. Ansprüche an das christliche Leben, die in der thematischen Arbeit formuliert werden, müssen sich im Zusammenleben im Zeltlager bewähren. Anlässe dafür gab es genug. Ob nun jugendliche Helfer mal mehr miteinander als mit den Kindern beschäftigt waren, kleine Rabauken die Nervenstärke der Erwachsenen ausgetestet haben oder tagelanger Regen sämtliche Planungen über den Haufen warf

Vorbereitung und Durchführung bedeuteten jedes Jahr einen gewaltigen Aufwand. "Aber für das Gemeinschaftserlebnis hat sich das auf jeden Fall gelohnt", so Kupczyks Bilanz. Und das hat auch die Plumpsklo- und Waschschüsselromantik der ersten Jahre erträglich gemacht. Auch für sie selbst: Bis zum letzten Mal schlief Kupczyk im Zelt auf der Luftmatratze

Ein wenig bedauert sie heute, daß sie durch die Gesamtverantwortung weniger die konkrete Arbeit in den Gruppen leisten konnte. Trotzdem kann sie lange von guten Erfahrungen mit den Kindern reden. "Ich finde es zum Beispiel heute noch faszinierend, daß diese Rasselbande beim Abendgebet fast von allein ruhig wird, sobald die Kerze angezündet wird.

An die Huysburg-Erfahrungen anknüpfend hat die Gemeindereferentin nach der Wende auch ein einwöchiges Lager für nichtchristliche Kinder im Naherholungsgebiet angeboten. "Wir haben da in der thematischen Arbeit existentielle Dinge aus christlicher Sicht gedeutet. Zum Beispiel Haltungen wie Danken und Staunen oder die Zeichen Brot, Licht und Wasser." Für das erste Mal mußte noch Werbung gemacht werden, im zweiten Jahr kamen die Anfragen auch ohne. "Wenn die Kräfte gereicht hätten, hätte ich es weiter gemacht", meint die 60jährige bedauernd. Aber der Schuldienst zwang sie, den Urlaub in die jetzt kürzeren Ferien zu verlegen. Die neue Zeit brachte neben Erleichterungen und neuen Freiheiten eben auch neue Zwänge

25 Jahre Huysburg-RKW sind untrennbar mit dem Namen Kupczyk verbunden. Im nächsten Jahr will sich die angehende Ruheständlerin ganz aus den RKW raushalten: "Es muß ja jetzt etwas Neues wachsen und das geht nur, wenn ich mich zurückhalte."

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 33 des 47. Jahrgangs (im Jahr 1997).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 17.08.1997

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