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Bistum Erfurt

Sanierung schreitet voran

Pfarrkirche St. Ägidien Heiligenstadt

Heiligenstadt - Wie andernorts in Thüringer Kommunen prägen auch in Heiligenstadt Kirchen mit ihren Türmen die Stadtsilhouette. In der eichsfeldischen Kreisstadt sind es die aus niedersächsischem Sandstein errichteten Bauten St. Martin, St. Ma-rien und St. Ägidien. Bei den Jahrhunderten, die sie stehen, sind auch diese Gotteshäuser geradezu klassische Fälle für die Denkmalpflege. Gerüste, ab und an auch mal ein Autokran mit extremem Ausleger sowie nicht zu übersehende Bauarbeiten zeigen an allen drei Kirchen an, daß etwas geschieht - geschehen muß. Der grobe, sehr tonige Sandstein, wie man ihn heute zum Beispiel im eichsfeldischen Uder bricht, hat den Witterungseinflüssen und mehr noch den zumeist vom Hausbrand der letzten Jahrzehnte herrührenden Schäden aus der Luft nicht standhalten können. Ist erst ein kleiner, manchmal lange im Verborgenen bleibender Schaden eingetreten, hat das eine Kette ohne Ende zur Folge. Mikroben fühlen sich wohl auf solchen Fassaden. Fugen verlieren den Mörtel. Steine oder Gesimsecken brechen aus. Natürliches Grün beginnt zu wachsen. Nicht mehr korrekt abfließendes Wasser bekommt ein immer leichteres Spiel..

An der doppeltürmig geplanten, aber nur mit einem Turm ausgeführten Ägidienkirche stellten sich vor allem die Schäden an der Südfassade besonders schlimm dar. Nach Untersuchungen im Jahr 1992 wurde vor einiger Zeit mit der Sanierung begonnen. Dabei war für Eckard Büttner von der Unteren Denkmalbehörde Heiligenstadt klar, daß "der Betrachter nach den Arbeiten nicht den Eindruck haben soll, als sei die Kirche mit frisch gebrochenem Stein noch einmal erbaut worden". Vorsichtige Reinigung und Ergänzung war angesagt. In jedem Fall sollte das gesamte Fugen-Erscheinungsbild erhalten werden. Dafür wurden Mörtel konzipiert, die weitgehend auch ohne chemische Zusätze nicht nur eine Haltbarkeit von 20 bis 30 Jahren garantieren, sondern auch verhindern, daß die Originalsubstanz weiter Schaden nimmt. Traufzonen, Gesimse und so weiter wurden wieder funktionsfähig gemacht. Wo auf den Strebepfeilern eine Steinsanierung absolut nicht möglich war, wurde zur Abdeckung Kupfer eingesetzt, das - notwendige Finanzen vorausgesetzt - jederzeit wieder rückbaubar ist. Auch das Portal von St. Ägidien war bereits in denkmalpflegerischer Betreuung. Unter gleichen Prämissen wie die Fassade. Selbst an den Plastiken fehlende Finger oder Hände ersetzte man zugunsten eines originalen Gesamteindruckes nicht. Auch nur in Andeutungen wurden einzelne Portalelemente wieder in nachgewiesener mittelalterlicher Farbigkeit hergestellt. Für den Architekten und Leiter des Bischöflichen Bauamtes Erfurt, Wolfgang Lukassek, "sind diese vielleicht einen Deut zu stark". Damit aber ließe es sich leben, da die "Patina der Zeit" den Eindruck bald wieder normalisieren werde

Wertvoll ist auch das Innere des Gotteshauses, das kompletter Neuausmalung harrt. Allein die Wangen des Gestühls mit ihrer für jede Bank unterschiedlichen Ausformung stehen für viel mehr. Die Orgel befindet sich in der Überarbeitung. Für dringend notwendige neue Fenster hatte Anfang des Jahres ein Preisgericht Entwürfe von sieben Künstlern zu begutachten. Zwei davon kamen in die engere Wahl. Nach entsprechenden Hinweisen der Juroren werden die Gestalter ihre Ideen noch einmal vorstellen. Erst dann wird endgültig entschieden. So könnten vielleicht noch in diesem Jahr die ersten der neuen Fenster in die Kirche eingebaut werden. Heinz Stade

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 34 des 47. Jahrgangs (im Jahr 1997).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 24.08.1997

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