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Bistum Dresden-Meißen

Vogtländer helfen Schlesien

Malteser-Hilfstransport in Hochwasserregion

Plauen / Neiße - Schwester Cecylia vom Kloster der Grauen Schwestern der heiligen Elisabeth in Nysa/ Neiße sagte, daß die Plauener Malteser die Ersten waren, die nach Bekanntwerden der Jahrtausend- Hochwasserkatastrophe Hilfe aus Deutschland nach Neiße brachten. Damals wurde in der dortigen Lokalzeitung darüber berichtet und die Hoffnung ausgedrückt, daß weitere Hilfe folgen wird. Indessen waren drei weitere Hilfstransporte der Plauener Malteser im polnischen Überschwemmungsge-biet

Für den fünften Transport konnte am 19. August gegen 14 Uhr ein voll getankter Kleintransporter kostenlos von der Autovermietung "Alamo" in der Hofer Straße übernommen werden. Nachdem in der Plauener Thomas-Mann-Straße aufgeladen war, wurden noch Lebens- und Waschmittel in einem Großmarkt eingekauft und zuletzt die Medikamente eingeladen, die von Ärzten und Apotheken aus dem Vogtland mitgegeben wurde. Der Wert des Hilfsgutes belief sich auf etwa 10 000 Mark

Nach dem Angelusläuten um 18 Uhr begann die dreieinhalbstündige Fahrt zum Grenzübergang Ludwigsdorf. Während die deutsche Zollabfertigung in fünf Minuten erledigt war, wurde Pfarrer Heinz-Claus Bahmann, der auch diesen Transport wieder organisiert hatte, von den polnischen Zollbeamten länger als zwei Stunden aufgehalten. Sie erweckten nur den Anschein, die Transportpapiere genauestens zu überprüfen, ohne sich letztlich die Ladung anzusehen. Ein Hilfstransport des DRK- Generalsekretariats, der mit zwei Küchencontainern zum Krankenhaus I in Kosel unterwegs war, mußte etwa sechs Stunden warten. So erreichte auch der Maltesertransport erst nach drei Uhr sein Ziel

Ein Ziel des Hilfstransportes war das Krankenhaus Neiße, das für 143000 Einwohner zuständig ist. Hier waren die Apotheke, das Zentrallabor und die Umkleideräume des Personals bis unter die Decke überflutet. Auf die Frage, womit dem Krankenhaus geholfen werden könne, antwortete Dr. Jacek Miarka, daß die Hilfe für die Patienten das Wichtigste sei. Damit ist gleich geklärt, woraus die Ladung beim nächsten Hilfstransport bestehen wird: Verbandsmaterial, Medikamente und Matratzen. Auf der Rückfahrt wurden bereits 42 Matratzen bei Leipzig aufgeladen. Beim Besuch der kinderreichen Familie Roman und Ewa Bryk wurden 3200 Mark übergeben, die von einer Familie der Herz-Jesu-Gemeinde Plauen gespendet wurden. Das Wasser stand bei dieser Familie bis unmittelbar unter die Fensterbänke. Weil staatliche Hilfe nicht zu erwarten ist, haben bisher Freunde der Familie mit verschiedenem Mobiliar geholfen. Beim Abschied versicherte Frau Bryk, für die Spender in Plauen zu beten. Schwester Cecylia lobte die große Hilfsbereitschaft für Polen. Im Altenheim Koperniki (südlich von Neiße) wurden die mitgebrachten Hilfsgüter mit freudigen und dankbaren Herzen angenommen

Die Bevölkerung Polens kritisiert, daß die staatlichen Stellen nicht rechtzeitig Alarm gaben und nun die Hilfe nur spärlich erfolgt. Hätte nicht ein Militärseelsorger als Erster die Verantwortung übernommen und die Hilfe durch die Soldaten organisiert, so wäre der Schaden in Neiße wesentlich größer geworden. Inzwischen werden Straßen und Wege erneuert, die Instandsetzung der Brücken wird allerdings wesentlich länger dauern. Sieben Wochen nach der Flut geht das Leben weiter. In den Geschäften wird wieder verkauft als sei nichts geschehen. Der äußere Eindruck ist positiv, wie schnell der Unrat beseitigt wurde. Gerd Stopp

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 36 des 47. Jahrgangs (im Jahr 1997).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 07.09.1997

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