Vor dem Untergang im Todesstreifen gerettet
Weinberg-Kreuz wiedererrichtet
Geisa (wes) - Es könnte eine Geschichte erzählen, das Weinbergkreuz, das seit 1760 rund 200 Jahre an seinem idyllischen Ort über der Rhönstadt Geisa stand und nun dort wieder seinen Platz gefunden hat. Das alte Sandsteinkreuz, welches von gläubigen Geisaern am Fuß des Weinberges direkt am Gänsegurgelweg einst errichet wurde, hatte das Pech, nach der Teilung Deutschlands und der Grenzziehung in der Nähe des Grenzstreifens zu stehen. Das Gebiet in der 500-Meter-Zone konnte nicht betreten werden. So kümmerte es niemanden, daß dieses Kreuz zerfiel. Es fiel nicht wie andere Kreuze in der Rhön einer sinnlosen Zerstörungswut zum Opfer, hier nagte nur der Zahn der Zeit und zur Erhaltung konnte nichts getan werden
Mitte der 60er Jahre kam ein NVA-Offizier der Grenztruppen bei Nacht und Nebel in das Geisaer Pfarrhaus zu Pfarrer Knapp und berichtete ihm, daß das Feldkreuz am Weinberg fast zerfallen sei, doch der Corpus sei noch gut erhalten. Er fragte, ob die Gemeinde ihn nicht aufheben wolle. Für das Abholen des Corpus bekam der Pfarrer sogar eine Sondergenehmigung ..
Nach der Wende kamen Geisaer Christen auf die Idee, das Keuz an alter Stelle wieder zu errichten. Der Corpus wurde in Fulda restauriert und das Kreuz dank mehrerer Sponsoren und dem Engagement von einigen Bürgern in Zusammenarbeit mit Kirchenvorstand und Pfarrgemeinderat wieder aufgerichtet. Bäume mußten zurückgeschnitten, Hecken beseitigt und ein Stück Hang eingeebnet werden. Holztreppen führen bis zum Kreuz, das aus Eichenholz neu errichtet wurde
Anläßlich des Geisaer Skapulierfestes weihte Pfarrer Harald Reichmann das Kreuz nun unlängst bei einer Nachmittagsandacht wieder ein. In seiner Predigt erinnerte der Seelsorger an die vielen Kreuze, Bildstöcke und Heiligenstatuen in der Rhön und im Geisaer Amt. Nach der Wende seien das Spielbergkreuz, das Kreuz auf dem Rasdorfer Berg gegenüber der Grenzhütte und das Kreuz auf dem Bremer Hut wieder neu erichtet worden
Der Pfarrer äußerte die Hoffnung, daß weder Unvernunft noch Vandalismus dem neuen Kreuz künftig Schaden zufügen werden und es als Glaubenszeichen immer ein Anziehngspunkt für die Menschen der Rhön sein werde
Wunderschön paßt die Marterlform des neuen Feldkreuzes in die Rhön-Landschaft. Ein Kupferdach, das in der Sonne blinkt, schützt das Kreuz vor Witterungsunbilden. Am Kreuz wurde ein Rastplatz geschaffen, Bänke beidseitig des Kreuzes laden zum Verweilen, zum Gebet und zum Betrachten der herlichen Landschaft ein
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 14.09.1997