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Bistum Görlitz

Zeichen der Gemeinschaft

Wallfahrt nach Neuzelle

Neuzelle (mh) - Der Görlitzer Bischof Rudolf Müller hat denen, die den Hochwasseropfern in Deutschland, Polen und Tschechien geholfen haben, Hochachtung und Dank ausgesprochen. Auf der traditionellen Bistumswallfahrt nach Neuzelle am vergangenen Sonntag sagte Müller vor schätzungsweise 1700 Wallfahrern: Es sei nicht nur ein Wunder, daß die Deiche gehalten hätten. "Das Wunder war die positive Entdeckung, daß wir enger miteinander verbunden sind, als vermutet, und daß die Hilfe an der Grenze nicht Halt gemacht hat.

Unter dem Motto "Verbunden mit Christus, dem Freund der Menschen" hatten sich katholische Christen aus dem Bistum Görlitz in Neuzelle versammelt. Bischof Müller ermutigte sie in der Predigt, das Wallfahrtsmotto zu leben: "Dahinter steht ein Auftrag an uns!" Freundschaft werde heute oft nicht mehr gewagt, weil sie die Freiheit kosten könne. Das hatte zuvor ein Anspiel im Wortgottesdienst thematisiert. Jesus sei das Vorbild, wie das Motto gelebt werden könne, sagte der Bischof weiter. Als Beispiele nannte er Pfarrer Hartmut Kania - ein Görlitzer Priester, der in Petersburg als Caritasdirektor arbeitet -, eine Ordensschwester, die sich täglich mit dem Fahrrad auf den Weg zu Kranken macht, und die wenige Tage zuvor gestorbene Mutter Teresa, in der "die Menschenfreundlichkeit Gottes ein Gesicht bekommen hat". Missionarischer Einsatz sei ein mühsamer Weg. "Er bringt keine großen Zahlen von Neugetauften, aber er vermittelt ein einladendes Bild von Kirche!" Und dazu gehört auch die "Offene Tür" in Hoyerswerda, ein Projekt der offenen Jugendarbeit der katholischen Kirche im Bistum Görlitz, für das die Wallfahrtskollekte bestimmt war, die bisher über 24 000 Mark erbracht hat. (Einige Gemeinden werden in den nächsten Tagen noch ihre Kollekte abgeben.

Eine Reihe von Zwischenveranstaltungen lud in der Mittagszeit zu Unterhaltung, Besinnung und Gespräch ein. Der Pfarrer und Schriftsteller Klaus Weyers las aus seinen Werken und erfreute seine Zuhörer etwa mit Ausführungen über die Bedeutung von Toiletteneinrichtungen in seinem Leben und in Kirche und Theologie. Ein bisher noch nicht veröffentlichter Beitrag, mit dem er eine Lücke in der kirchlichen Literatur schließen will. In der evangelischen Kirche von Neuzelle sang der Gospelchor aus Engelsdorf bei Leipzig. Für die Kinder gab es auf der Scheibe das "Tapfere Schneiderlein" von der Spielschar Cottbus. Neben der Möglichkeit zur Anbetung und verschiedenen Infoständen gab es eine Ausstellung über "Robert Schuman - auf dem Weg zu den Vereinigten Staaten von Europa" und Informationen rund um das Thema Aussiedler

Für die Wallfahrtsstunde unter dem Motto "Für wen haltet ihr mich?" auf dem alten Friedhof hatten sich die Organisatoren - Seelsorgeamtsleiter Alfred Hoffmann und Mitarbeiterin Bernadette Rausch - in diesem Jahr etwas besonderes einfallen lassen: eine Ratestunde. Vorgestellt wurden Figuren der biblischen und der Kirchengeschichte. Mitglieder der Pfarrgemeinde Lübbenau stellten in kurzen Spielszenen Kain und Abel, David und Goliat oder Zacharias, den Vater Johannes des Täufers, vor. Und vier kleine Gruppen mußten raten, um wen es sich handelt, dabei erwiesen sich alle Gruppen als ziemlich bibelfest. Ein kleinwenig schwieriger war das, was die Kinder aus Neuzelle dann zu raten aufgaben: Gestalten aus der Kirchengeschichte - etwa Hiernonymus oder die heilige Hedwig -, die in der Neuzeller Stiftskirche zu sehen sind

Dort versammelten sich alle Wallfahrer noch einmal zur Abschlußandacht, mit der der Wallfahrtstag im Dank an Gott und an alle, die zum Gelingen beigetragen hatten, zu Ende ging. Allerdings gab es noch eine Premiere: Einen Teil der musikalischen Gestaltung hatte ein Chor aus Kirchenchormitgliedern des ganzen Bistums übernommen

Der gemeinsame Chor entspricht ganz der Intention von Seelsorgeamtsleiter Hoffmann: "Wir wollen möglichst viele Gemeinden in die Vorbereitung und Durchführung der Wallfahrt einbeziehen." Damit soll deutlich werden, wie vielseitig die Aktivitäten von Kirche auch in einem kleinen Bistum sein können. Für ihn sei es eine besondere Freude, wie viele bereit sind mitzumachen

Übrigens fand die Wallfahrt im 50. Jahr der Neuzeller Wallfahrtstradition statt. Neuzelle war als Wallfahrtsort nach dem Krieg entstanden. Zuerst waren es Jugendliche, die hierher pilgerten. Die Jugend des Bistums hatte bei ihrer Wallfahrt im Frühjahr bereits dieses Jubiläums gedacht. Bischof Müllers Wunsch am Ende des Tages: "Bleibt weiter Neuzelle treu!"

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 37 des 47. Jahrgangs (im Jahr 1997).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 14.09.1997

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