Der älteste Benediktiner auf der Huysburg
Aus dem Ordensleben
Pater Paulus Hauke lebt bereits seit 1976 auf der Huysburg, so lange wie kein anderer der neun Benediktiner, die am 14. September auf das 25jährige Bestehen des wiedergegründeten Klosters Huysburg zurückblicken. "Ich bin glücklich hier und habe meine Entscheidung, Benediktiner zu werden, nie bereut", sagt der 82jährige. Schon als Jugendlicher hatte er sich vom Ordensleben angezogen gefühlt
Von seinem Heimatort Breslau aus lernte er das schlesische Benediktinerkloster Grüssau kennen. Besonders hatte den jungen Organisten angesprochen, daß "dieser Orden nicht nur spricht, sondern singt." Zunächst trat der Gedanke an das Kloster jedoch zurück. Hauke hatte den Eindruck, als Weltpriester in stärkerem Maße gebraucht zu werden. Erst 1975, als er anläßlich des Heiligen Jahres erstmalig Priesterexerzitien auf der Huysburg machte, wurde dem nunmehr 60jährigen seine Berufung zum Benediktiner deutlich. Der Gründungsprior Pater Alfred Göbel, den er bereits in Schlesien kennengelernt hatte, war zu dieser Zeit der einzige Mönch auf der Huysburg. Obwohl Pater Alfred mit keinem Wort versucht habe, ihn zu werben, sei ihm im Gebet klargeworden, wie dringend die Kirche einen solchen Ort des Gebetes brauche. In seinem Buch "Benedikt und die Benediktiner", das er 1984 im St. Benno-Verlag herausgab, schildert er seine damaligen Gedanken: "Der Seelsorge fehlt etwas! Warum verlassen manche gute Priester ihre Stelle? Warum werden die Gemeinden kleiner? Was ist mit der Jugend? Sinkt das geistige Grundwasser? Fehlt es an Gebet? Droht die Mitte zu verschwimmen, der Herr? Sind wir zu weit in die Welt gegangen und in Gefahr, ihr ,gleichförmig' zu werden?
Hauke hatte seine neue Berufung entdeckt, und dennoch war der Schritt ins Kloster nicht leicht: 26 Jahre lang war er als Priester in der Gemeinde Dommitzsch gewesen, die er selber mit Flüchtlingen aus dem Osten aufgebaut hatte. Es schmerzte ihn, die Gemeinde nun im Stich lassen zu müssen. Und doch war ihm klar: Von der Huysburg aus würde er noch besser für die Dommitzscher Christen dasein können, im Gebet. Nach einem Jahr begann sein einjähriges Noviziat im Kloster Tyniec und auf der Huysburg. Seither hat er dem Kloster mit seinem herzlichen Wesen auf vielfältige Weise gedient: unter anderem als Bauleiter, Prior, Organist und Musik-Förderer. Seit 1983 haben rund 90 hochrangige Orgelkonzerte auf der Huysburg-Orgel stattgefunden, die Pater Paulus wiederherrichten ließ.
dw
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 14.09.1997