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Bistum Magdeburg

Sind die Christen zu zimperlich?

Bistumswallfahrt zur Huysburg

Magdeburg / Röderhof (dw) - Zu einem entschlossenen Neuanfang forderte der Magdeburger Bischof Leo Nowak rund 4000 Teilnehmer der diesjährigen Bistumswallfahrt auf der Huysburg auf. Der Auftrag Jesu, zu allen Menschen zu gehen, müsse ernster genommen werden, sagte er in seiner Predigt während des Wallfahrtsgottesdienstes

"Ob wir nicht doch oftmals zu zimperlich sind, zu wenig mitreißend und zu wenig überzeugt von der Tatsache, daß wir den kennengelernt haben, der allein das Herz der Menschen auszufüllen vermag?" rief der Bischof den Wallfahrern zu

Er schlug vor, wenigstens mit einem Menschen der nächsten Umgebung Kontakt zu halten, dem das Christentum fremd sei, und unterstrich dabei die Bedeutung des Gebetes: "Ohne Gebet werden wir zu Schwätzern über den Glauben und dringen nicht zum Kern des Christlichen vor.

1000 Jahre nach dem Tod des heiligen Missionars Adalbert von Prag war die Weitergabe des christlichen Glaubens zentrales Thema der Magdeburger Bistumswallfahrt. In Magdeburg hatte der Heilige die Domschule besucht. Bischöfe aus mehreren Ländern, in denen Adalbert gewirkt hat, waren bereits am Vortag der Wallfahrt der Einladung nach Magdeburg gefolgt

Ein Museumsbesuch und ein Vortrag des Staßfurter Pfarrers Peter Zülicke brachte Bischöfe und andere Gäste aus Gniezno/Gnesen, Litomerice/Leitmeritz, Kaisiadorys, Budapest, Essen, Aachen und Paderborn auf die Magdeburger Spuren des Slawen Wojciech, der den Namen seines Firmpaten Adalbert von Magdeburg angenommen hatte

Statements des Gnesener Erzbischofs Henryk Muszynski und des Magdeburger Seelsorgeamtsleiters Dr. Gerhard Nachtwei regten zur Diskussion an über die Frage: "Wie kann Neuevangelisierung heute aussehen?

In Polen bedeute Neuevangelisierung in erster Linie Selbstevangelisierung, die Besinnung auf die Wurzeln des eigenen Glaubens, legte Erzbischof Mu-szynski dar. Nachtwei sprach von einer "Hebammenfunktion", die Christen heute für ihre nach Lebenssinn suchenden Mitmenschen wahrnehmen müßten. Es sei dazu wichtig, in unterschiedlichen Lebensentwürfen zu Hause zu sein, unterschiedliche Sprachen der Menschen, Nationen, Kulturen zu sprechen. Wer sich selbst absolut setze, sei nicht fähig, das Wirken Gottes Geistes in anderen Kulturen, Religionen, Lebensgeschichten zu entdecken

Zeugnisse von Frauen aus dem Bistum Magdeburg, deren Taufe erst kurze Zeit zurückliegt, bestätigten Nachtweis Äußerungen

Durch Begegnungen mit Christen sei etwas in ihnen aufgebrochen, was schon immer vorhanden gewesen sei, erzählten die Neugetauften, die sich an dem Gespräch beteiligten

"Ob getauft oder nicht getauft, Gott ist immer schon da", sagte Bischof Leo Nowak. "Ich könnte in diesem Land nicht leben, wenn ich nicht glaubte, daß Gott sich mit den Menschen hier eingelassen hat."

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 37 des 47. Jahrgangs (im Jahr 1997).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 14.09.1997

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