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Haus schlägt eine Brücke

Kinderhaus Ostritz für polnische und deutsche Kinder

Zuckertüte und Limobecher Ostritz (ck / tdh) - Eine umgedrehte Zuckertüte und ein Limobecher mit zwei Strohhalmen flankieren eine Brücke, die die beiden Gebäudeteile des neuen deutsch-polnischen Kinderhauses in Ostritz verbindet. Im Limobecher verbergen sich ein Platz zum Abstellen für die Schuhe und ein Märchenraum; die Zuckertüte ist eigentlich ein Treppenhaus, das sich mit Mond und Sternen im Geländer zum Träumen eignet. Unter der Brücke schlängelt sich ein Weg in Richtung Neiße.
Das Haus an der Grenze sehe nicht nur wie eine Brücke aus, sondern sei eine Brücke, sagte Bischof Joachim Reinelt bei der Einweihung - eine Brücke zwischen zwei Nachbarländern. Denn über die Neiße kommen seit Anfang Oktober jeden Tag zehn polnische Kinder aus dem vier Kilometer entfernten Ort Dzialoszyn. In der dortigen Grundschule gibt es zwar eine Vorschulklasse, aber keinen Kindergarten. So entwickelte sich der Gedanke eines grenzüberschreitenden Kindergartens, in dem deutsche und polnische Kinder mit der jeweils fremden Sprache vertraut gemacht werden und gegenseitige Akzeptanz lernen können. Der Elternbeitrag für die polnischen Kinder wird vom sächsischen Sozialministerium gestützt, ebenso ein Teil der Personalkosten.
Die Kindertagesstätte "St. Franziskus" in Ostritz und die Grundschule in Dzialoszyn am anderen Ufer der Neiße arbeiten schon seit Ende 1998 zunehmend zusammen. Deutsche und polnische Kinder haben sich bisher wöchentlich einmal in Ostritz oder in Dzialoszyn getroffen und zusammen gespielt und gelernt. Das gemeinsam erarbeitete Bildwörterbuch hat allmählich immer mehr Seiten bekommen. Eltern und Erzieherinnen haben das Projekt behutsam begleitet.
Große Verbundenheit mit dem länderübergreifenden Vorhaben kam bei der Einweihungsfeier zum Ausdruck. Zahlreiche Vertreter des kirchlichen und gesellschaftlichen Lebens überbrachten Glückwünsche. Von der Kreissparkasse gab es zwei große Dreiräder als Geschenk. Dass dieses Kinderhaus in der Euroregion etwas Besonderes ist, zeigte sich darin, dass nicht nur ein Vertreter des sächsischen Sozialministeriums, der Landrat und der Bürgermeister gekommen waren, sondern auch staatliche Repräsentanten aus Polen und auch aus Tschechien.

Der Neubau für das Kinderhaus nach Plänen des Dresdner Architekturbüros Stuhr ersetzt die bisherige katholische Kindertagesstätte, die ihre Wurzeln in dem vor über 100 Jahren gegründeten Waisenhaus hat. Das Kinderhaus in Trägerschaft der Ostritzer Pfarrei "Mariä Himmelfahrt" bietet Platz für 62 Kinder. In vier altersübergreifenden Gruppen spielen und lernen Krippen-, Kindergarten- und Hortkinder. Auch behinderte Kinder können bei Bedarf integriert werden, denn die meisten Räume sind für Rollstühle erreichbar. Die Baukosten betragen insgesamt 2,4 Millionen Mark. Davon übernimmt das Bistum 685 000 Mark. Die katholische Pfarrei in Ostritz leistet einen Eigenanteil von etwa 210 000 Mark. Aus der Gemeinschaftsinitiative Interreg II kommen 700 000 Mark. Freistaat, Stadt und Landkreis fördern den Bau mit 800 000 Mark. Die Photovoltaik-Anlage auf dem Dach und die dazugehörige kindgerechte, zweisprachige Anschauungstafel, mit der die Erzieherinnen den Kindern ein umweltbewusstes Denken vermitteln wollen, sind ein Beitrag zum energieökologischen Konzept der Stadt Ostritz und werden von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt gefördert.

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 41 des 51. Jahrgangs (im Jahr 2001).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Donnerstag, 11.10.2001

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