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Bistum Erfurt

Lage der Kirche in Lettland und Tschechien

Blick nach Osten

Erfurt (ep) - Bei einer der Zwischenveranstaltungen der Erfurter Herbstwallfahrt am vergangenen Sonntag informierten der Prager Kardinal Miloslav Vlk und der Erzbischof von Riga, Erzbischof Janis Pujats, in der evangelischen Predigerkirche über die kirchliche Situation in ihren Ländern. Die Moderation hatte Bischof Wanke übernommen

Die Beziehungen zwischen dem lettischen Staat und der katholischen Kiche sind "ziemlich normal", berichtete Erzbischof Pujats über die Lage in Lettland. Religionsunterricht kann an staatlichen Schulen stattfinden, wenn sich zehn Interessierte zusammenfinden. Die Kirche kommt in Hörfunk und Fernsehen zu Wort. Einiges an christlicher Literatur wird mit Unterstützung des Bonifatiuswerkes der Deutschen Katholiken zur Verfügung gestellt. Mit Hilfe des Werkes, so der Erzbischof, konnten inzwischen auch sieben Kirchen gebaut werden. Die Caritasarbeit sei allerdings "nicht weit entwickelt, denn die Kirche ist arm". Caritatives Tun geschehe auf persönlicher Ebene

Kardinal Vlk berichtete über zentrale Probleme der Kirche in Tschechien: Schon in vorkommunistischen Zeiten seien die Laien in der Kirche weithin zur Passivität verurteilt gewesen. Die Kommunisten hätten diese Situation "zementiert". Dies wirke bis heute nach. Deshalb sei in dieser Hinsicht dringend eine "Reform des Herzens und der Mentalität" nötig. Dies gelte auch bezüglich einer Dialogbereitschaft und -fähigkeit mit der Gesellschaft, die jahrzehntelang nicht geübt wurde. Vlk: "Die kommunistische Ideologie sitzt noch immer in den Köpfen und Herzen der Menschen, ohne daß wir uns dessen bewußt sind.

Der Kardinal berichtete von einer Polarisierung in der Kirche Tschechiens. "Die einen streben nach einem Zurück zu den sicheren Zeiten, die anderen möchten die Kirche mit modernen Zeitmitteln - etwa mit Demokratisierung - erneuern." Nötig ist eine "brüderliche Communio", in der gemeinsam um die Fragen gerungen wird und nicht alles von der Hierarchie vorgegeben werde, so der Kardinal. "Eine große Freude" seien für ihn hingegen die Entwicklungen in der Ökumene in Tschechien

Zu den Auseinandersetzungen um die Rückgabe kirchlichen Eigentums in Tschechien sagte Vlk: Die Kirche will nicht ihr Eigentum wiederhaben, um wieder Macht zu bekommen, sondern um den Menschen besser dienen zu können. Bischof Wanke fügte hinzu: Die Kirche Tschechiens brauche das Eigentum nötig, um sich aus der alten staatlichen finanziellen Abhängigkeit zu befreien und mit eigenen Mitteln seelsorglich tätig sein zu können.

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 39 des 47. Jahrgangs (im Jahr 1997).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 28.09.1997

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