Familienhof mit Storchennest
Ökumenische Initiative in der Altmark
Salzwedel (cs) - Bei einem Sommerfest hielt der ökumenisch initiierte Familienhof Salzwedel im September Rückschau auf seine Anfänge. Die Freunde des Familienhofes wollten mit ihrem Engagement Familien stärken und Geborgenheit, Toleranz und Menschenwürde in der Gesellschaft erfahrbarer machen. Giso und Inge Schnöckel, zwei Salzwedeler, die von Beginn an dabei waren, erinnern sich: "Da waren ein paar junge christliche Familien, verfallene Gebäude und eine völlig veränderte Gesellschaft, mit der viele schwer zurechtkamen. Wir wollten anderen Familien helfen, mit dieser Umbruchsituation klarzukommen.
Das war 1993. Schritt für Schritt nahm der Familienhof Konturen an. Einige Frauen hatten in der Zwischenzeit eine Gruppe ins Leben gerufen, die verunsicherten Frauen Mut zum Baby machen und Heranwachsenden einen verantwortlichen Umgang mit ihrer Sexualität nahebringen wollte. Das "Storchennest", eine kostenlose Babykleiderkammer für Bedürftige, kam hinzu. Bis 1994 entstand darauf aufbauend ein Gesamtkonzept, in dem Begegnung, Beratung, Bildung und Begleitung weitere Bausteine darstellen. Mutter-und-Kind-Gruppen, Jugendtreffs oder die Kleiderbörsen gehören zu den Aktivitäten. Anliegen der meisten rund 30 evangelischen und katholischen ehrenamtlich Aktiven ist die Vermittlung christlicher Werte. "Das heißt nicht, daß wir jemanden bekehren wollen, unsere Türen sind auch für Menschen, die keiner Konfession angehören, ganz weit offen", stellen Schnöckels klar. Vielmehr gehe es darum, Berührungsängste abzubauen und die Chancen, die der christliche Glaube biete, wahrzunehmen. Bei seiner Suche nach einem geeigneten Träger entschied sich das Familienhof-Team für den landesweit vertretenen EC-Kinder- und Jugendverband mit Sitz in Haldensleben, der ein freies Werk innerhalb der evangelischen Kirche ist. Das Magdeburger Sozialministerium, der Altmarkkreis und die Stadt Salzwedel unterstützen das Konzept des Familienhofes
Im Januar dieses Jahres bekam der Familienhof sein schon vorher genutztes Grundstück samt Gebäuden von der Landeskirchlichen Gemeinschaft übertragen. Dazu gehören ein 200 Quadratmeter großer Saal, zwei kleinere Räume, eine Küche und ein Flachbau, der als Lager des Storchennestes dient. Ausreichend Platz soll demnächst eine Dreiteilung des Saales sowie ab 1998 ein Neubau mit drei weiteren Versammlungsräumen, einem Büro und einer Küche schaffen. Das Land Sachsen-Anhalt hat ein Drittel der Baukosten in Aussicht gestellt, die Betriebskosten fördert bereits heute der Landkreis. Auf dem Gelände ist ein Spielplatz entstanden. Seit Juli haben Inge Schnöckel und Erika Winopal eine ABM-Stelle, um die zahlreichen Angebote des Familienhofes zu koordinieren. Ein neues Angebot ist bereits in Planung: Erika Winopal möchte eine Gruppe für Frauen ab 50 gründen
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 05.10.1997