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Bistum Dresden-Meißen

Spielen, was im Innersten bewegt

Landvolkstheater Halsbach in Schmochtitz

Schmochtitz (jak) - Nein, professionell möchten Luise und Wolfgang Antwerpen das Theaterspiel nicht betreiben. Eine Meinung, die auch die anderen Darsteller des Landvolktheaters Halsbach teilen. Was sie zusammenführt ist der Spaß am Spiel, eine innerliche Entdeckungsreise in die Vielfältigkeit heutigen und vergangenen Lebens hinein. Dabei fehlt es ihnen in keinem Moment an Professionalität

Kürzlich war das Landvolkstheater Halsbach im Bischof-Benno-Haus Schmochtitz zu erleben. Auf dem Programm standen Szenen aus drei Stücken, die sich mit Franz Jägerstätter, den Dombaumeister der Münchner Liebfrauenkirche sowie um Nikolaus und Dorothee von Flüe beschäftigten. Umrahmt wurde das Spiel von den Erklärungen von Martin Winkelbauer senior, auf dessen Initiative das Theaterspielen in Halsbach vor nunmehr 15 Jahren begann. Und immer wieder ist die eigene Ortsgeschichte Thema der Stücke. Martin Winkelbauer senior: "Wir schlüpfen hinein in das Leben all der Menschen, die vor Jahrzehnten oder Jahrhunderten in denselben Häusern lebten, dieselben Höfe bewirtschafteten." So ist es für alle - die sich in Halsbach, im Landkreis Altötting, beim Theatermachen engagieren - wichtig, zu wissen wo sie zu Hause sind. Heimat ist ein Teil von ihnen, es macht für sie den Menschen aus. Dennoch ist das, was aus Halsbach kommt, kein sprichwörtliches Volks- oder gar Bauerntheater. Fern von Klischees wird gezeigt, was für die Gruppe wichtig ist. Martin Winkelbauer senior berichtet, daß sich beim Spiel immer wieder etwas in den Darstellern selbst bewegt und verändert

Ein Beispiel ist das Stück um den österreichischen Kriegsdienstverweigerers Franz Jägerstätter, der 1943 hingerichtet wurde. Das Stück schrieb Martin Winkelbaur senior zusammen mit der Witwe Jägerstätters, Franziska Jägerstätter. Die Erst-aufführung fand vor dem Haus Jägerstätters im oberösterreichischen St. Radegund statt. Leider war Polizeischutz zum Schutz der Aufführung notwendig, ein Zeichen dafür, daß es noch immer Menschen gibt, denen die Gewissens-Entscheidung Franz Jägerstätters mehr als nur ein Dorn im Auge ist

Durch den ganzen Schmochtitzer Abend zog sich wie ein roter Faden die Beschäftigung mit dem Thema Gewissen. Die Zuschauer waren eingeladen, die aufgekommenen Fragen mit in ihren Alltag hineinzunehmen. Dr. Peter-Paul Straube, der Pädagogische Leiter des Hauses, sagte: "Ihr Spiel hat uns gezeigt, daß man die Welt, das Leben ins Theater bringen kann und daß davon wieder eine Menge in die Welt zurückkehrt."

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 42 des 47. Jahrgangs (im Jahr 1997).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 19.10.1997

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