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Bistum Erfurt

Bessere Zeiten für die Kirche Chinas

Gast zum Weltmissionssonntag

Eichsfeld / Nordhausen (bd/tdh) - Seine Mutter hat ganz schön geschluckt, als sich der dreizehnjährige Kam Yiu Tsui entschied, ins Priesterseminar einzutreten. "Da ich nur noch zwei Schwestern habe", sagt der heute 54jährige Chinese, "stand damit fest, daß unser Familienname nicht weiterlebt. In der chinesischen Tradition ist das für die Eltern ein großes Problem.

Heute ist Tsui Direktor des Katholischen Instituts für Religion und Gesellschaft in Hongkong. Und als solcher war er jetzt zu Gast in den Bistümern Hildesheim und Erfurt, um den Sonntag der Weltmission am 26. Oktober vorzubereiten. Stationen seiner Reise durch die Diözese Erfurt waren vom 7. bis 12. Oktober Leinefelde, Birkungen, Heiligenstadt, Wingerode, Reifenstein, Worbis, Volkenroda, Schlotheim, Menteroda, Bleicherode und Nordhausen

Der Weltmissionssonntag rückt in diesem Jahr die Situa-tion der Kirche in China in den Mittelpunkt. Yui Tsui informierte bei Gottesdiensten und Veranstaltungen über die Lage in seinem Heimatland

"Viele Menschen haben geglaubt, mit der Übernahme Hongkongs durch die Chinesen sei die ehemalige Kronkolonie tot. Doch Hongkong ist immer noch überaus lebendig", erzählt Tsui. 80 Prozent der Hongkong-Chinesen seien mit ihrer Situation und der Behandlung durch China zufrieden. Nach wie vor gebe es auch uneingeschränkte Religionsfreiheit in der Metropole. Nicht nur in Hongkong, sondern in ganz China sieht Tsui gute Zeiten für die katholische Kirche anbrechen. Die Zahl der Katholiken habe sich seit 1949 verdoppelt, wenn nicht verdreifacht. Sechs bis neun Millionen Katholiken zählt das Milliarden-Volk heute. In den letzten 15 Jahren wurden mit Duldung der staatlichen Behörden zahlreiche neue Kirchen gebaut und 1,8 Millionen Bibeln gedruckt. An verschiedenen Orten würden nicht nur Aktivitäten der (staatlich geduldeten) Patriotischen Katholischen Kirche, sondern auch der romtreuen katholischen Untergrundkirche geduldet. "Ich habe Katechismen und Bücher über die Demokratie ohne Probleme nach China gebracht", weiß Tsui zu berichten. Das solle nicht heißen, daß es für die Kirche keine Probleme mehr gebe. Vereinzelt komme es weiterhin zu Verhaftungen von Priestern und der Drangsalierung von Christen. Doch insgesamt habe sich die Lage im Vergleich zu früher erheblich verbessert

Neben materieller Hilfe für die kleine christliche Minderheit in China erwartet Tsui von den Christen in Deutschland, daß sie Interesse und Verständnis für die Lage der Menschen in seinem Heimatland aufbringen. "Wir gehören alle zu einer großen Menschheitsfamilie, wir sind alle Kinder eines Gottes", sagt der Geistliche. Und noch eines wünscht sich Tsui: Daß die Christen in Deutschland für die junge Kirche Chinas und das ganze Land, das vor großen Veränderungen steht, beten

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 42 des 47. Jahrgangs (im Jahr 1997).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 19.10.1997

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