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Bistum Magdeburg

Konkurrenz für die Telefonseelsorge?

Kostenloses Beratungstelefon der Wohlfahrtsverbände

Magdeburg (kps / tdh) - Der telefonische Beratungsdienst der evangelischen Stadtmission Magdeburg ist seit wenigen Tagen gebührenfrei zu erreichen. Das hat der Leiter dieser Einrichtung, Wolfgang Dörrie, mitgeteilt. Die Deutsche Telekom AG in Magdeburg habe diese bundesweit erste Servicenummer zu einer Einrichtung im Verbund der Liga der freien Wohlfahrtspflege freigeschaltet. Weitere Freischaltungen sollen folgen

Zur Liga der Freien Wohlfahrtspflege gehören neben dem Diakonischen Werk und der Caritas auch das Deutsche Rote Kreuz (DRK) und die Arbeiterwohlfahrt sowie der Jüdische und der Paritätische Wohlfahrtsverband. Unter der neuen bundesweit einheitlichen Rufnummer 0 800 - 111 0 444 wird telefonische Beratung bei der Bewältigung persönlicher und sozialer Probleme angeboten. Nach einer Vereinbarung der Liga mit der Deutschen Telekom AG wird die gebührenfreie bundesweite Rufnummer für das Beratungstelefon der Freien Wohlfahrtspflege für jeden Landkreis beziehungsweise jede kreisfreie Stadt in Deutschland einmal vergeben

Nach Auskunft von Wolfgang Dörrie hätten sich die Wohlfahrtsverbände in Magdeburg gemeinsam dafür entschieden, das Beratungstelefon bei der Stadtmission anzusiedeln, weil diese Einrichtung über das am weitesten gefächerte Beratungsangebot verfüge

Der Caritasverband für die Stadt und das Dekanat Magdeburg hätte sich nach Worten seines Geschäftsführers Hans Könecke nicht in der Lage gesehen, die Verantwortung für das Beratungstelefon zu übernehmen. Die Stadtmission gewährleiste, daß das Telefon täglich bis 20 Uhr besetzt sei. Der Caritasverband sei damit personell überfordert gewesen

Vereinbart sei jedoch, daß die Stadtmission Ratsuchende gegebenenfalls an die speziellen Beratungsangebote der anderen Träger vermittele. Die Caritas in Magdeburg biete beispielsweise als einziger Wohlfahrtsverband eine Beratung für psychisch Kranke und eine Arbeitsvermittlung für Sozialhilfeempfänger

Erste Anrufe, so Wolfgang Dörrie, hätten gezeigt, daß das neue Angebot überwiegend von psychisch kranken und suchtgefährdeten Menschen in Anspruch genommen werde. Das kirchliche Angebot der Telefonseelsorge wird durch den neuen telefonischen Beratungsdienst in seinen Augen keineswegs überflüssig. Der Leiter der Stadtmission sieht den Schwerpunkt der Telefonseelsorge in deren seelsorglichem Aufgabengebiet. Der Beratungsdienst sei dagegen eher der Sozialarbeit zuzuordnen

Bernd Blömeke von der Telefonseelsorge Dessau sieht ein Angebot wie die "Gebührenfreie Telefonberatung" durchaus als Konkurrenz zur Telefonseelsorge. Gerade in den neuen Ländern werde die Telefonseelsorge vorwiegend von Rat- und Hilfesuchenden genutzt, die keine konfessionelle Bindung hätten

Er sieht wenig Sinn darin, der bestehenden Struktur der Telefonseelsorge eine neue Struktur hinzuzufügen, deren Aufbau auf jeden Fall mit neuen Kosten verbunden sei. Auf jeden Fall sollte die Liga mit der Telefonseelsorge Rücksprache nehmen, bevor sie weitere Beratungstelefone schalte. In Dessau sei dies bisher nicht geschehen.

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 42 des 47. Jahrgangs (im Jahr 1997).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 19.10.1997

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