Für gerechtere Arbeitswelt
KAB drängt Kirche zum Einmischen
Guben (uc / tdh) - Was können Christen tun, um mehr Solidarität und Gerechtigkeit in der Arbeitswelt zu verankern? Dieser Frage gingen die Teilnehmer des Diözesantags der Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung (KAB) im Bistum Görlitz am 11. Oktober in Guben nach. Sie orientierten sich dabei am Wirtschafts- und Sozialwort der Deutschen Bischöfe
Sabine Drobot, die amtierende Diözesanvorsitzende, zeigte in ihrem einführenden Vortrag "Arbeit im Wandel" die zentrale Bedeutung der Arbeit für die Entfaltung der menschlichen Persönlichkeit auf und legte den Finger auf Wunden der heutigen Arbeitswelt: Ausgrenzung, Ausbeutung und Arbeitslosigkeit
Die Vertreter der KAB-Ortsverbände Senftenberg, Altdöbern, Großräschen, Cottbus und Neuzelle tauschten ihre Erfahrungen aus: Durch Sprechstunden, Foren und persönliche Gespräche haben KAB-Mitglieder im Bistum vielen Ratsuchenden - Christen wie Nichtchristen - weiterhelfen können, indem sie sie an geeignete Fachleute und Institutionen vermittelt haben
Viele wüßten nicht, an wen sie sich wenden könnten, wenn ihnen ein Arbeitgeber zum Beispiel rechtswidrig kündigt. In Cottbus unterhält die KAB ein kleines Büro im kirchlichen St.-Elisabeth-Haus. Dort bietet sie wöchentlich Sprechstunden an. Darüber hinaus sind einzelne Mitglieder abends in ihren Wohnungen telefonisch erreichbar
Josef Homberg, Mitarbeiter der Arbeits- und Betriebsseelsorge in der Görlitzer Partnerdiözese Speyer, nahm als Gast und Moderator am Diözesantag teil. Wiederholt hat er im Bistum Görlitz Seminare für KAB-Mitglieder gehalten, bei denen es um wichtige Fragen des Arbeits- und Sozialrechts ging. Auch für das Bistum Görlitz wünscht sich die KAB, daß - eventuell gemeinsam mit Nachbarbistümern - eine Stelle für Betriebsseelsorge geschaffen wird. Ein Cottbuser KAB-Mitglied hat kürzlich in einem Sozialinstitut der Erzdiözese Köln eine Ausbildung zum Sozialsekretär abgeschlossen, die ihn für eine entsprechende Beratertätigkeit in der Arbeitswelt qualifiziert. Alfred Hoffmann, Leiter des Seelsorgeamtes Görlitz, räumte ein, daß das Bistum die Probleme der Arbeitswelt noch nicht stark genug im Bewußtsein habe. Er schlug vor, das Anliegen der Betriebsseelsorge mit Hilfe des Diözesanrates voranzubringen
"Wie wird es weiter gehen mit der KAB im Bistum Görlitz?" lautete eine weitere Frage, die sich die Delegierten stellten. Sie waren sich einig, daß der Verband wegen seiner noch recht geringen Verbandsstärke nur "Sauerteig" in den Gemeinden sein könne. Dies sei aber schon viel und sehr wichtig. Das Sozialwort der Bischöfe weise darauf hin, daß nicht wenige Gemeinden und Christen "in besorgniserregender Weise selbstbezogen" seien und den Vorgängen in der Gesellschaft zu wenig Aufmerksamkeit schenkten. Die KAB im Bistum Görlitz wolle ihren Beitrag dazu leisten, daß die Mündigkeit hiesiger Christen zunimmt
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 26.10.1997