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Bistum Magdeburg

Wohnen - besser unter getrennten Dächern

Siedlungswerk St. Gertrud stellte Studie vor

Magdeburg (relo) -Welches Profil sollte ein katholisches Wohraumunternehmen in Zeiten des Wohnraumüberschusses auszeichnen? Dazu laufen im Siedlungswerk St. Gertrud in Magdeburg seit einem halben Jahr Überlegungen. Aus der christlichen Grundüberzeugung heraus jedenfalls ergibt sich ein nach wie vor aktueller Anspruch: mit den Angeboten das familiäre Zusammenleben zu fördern. Geht es jedoch an die praktische Umsetzung gemeinschaftlicher Wohnformen, ergeben sich viele Fragestellungen. Welche Idealvorstellungen vom Zusammenwohnen gibt es? Welche konkreten technischen und sozialen Anforderungen muss ein Projekt erfüllen, wenn das Miteinander in einer auf Gemeinschaft angelegten Siedlung gelingen soll?

Um das herauszufinden, beauftragte das Siedlungswerk im Frühjahr das Forschungsinstitut INWIS aus Bochum, eine Studie zu gemeinschaftlichem Wohnen in Magdeburg zu erstellen. Zur Untersuchung gehörten eine repräsentative Telefonbefragung von 400 Magdeburger Haushalten und ein Workshop. Auch Kirchenvertreter und Vertreter sozialer Verbände sowie Experten des Immobilienmarktes wurden interviewt. Die Erfahrungen aus bereits realisierten Projekten in Deutschland haben die Wissenschaftler ebenfalls in ihre Auswertung einfließen lassen.

Im Ergebnis ergibt sich ein sehr aufschlussreiches Bild: 27 Prozent der befragten Personen, vorrangig Familien mit Kindern, halten das Miteinander der Generationen und gegenseitige Hilfeleistungen der Nachbarn für wichtig. Das ist immerhin mehr als ein Viertel der Befragten. Diejenigen, die an gemeinschaftlichen Wohnformen interessiert sind, bevorzugen Fremde oder Freunde als Mitbewohner. Dem Zusammenleben mit Verwandten, die nicht zur Kernfamilie (Eltern und Kinder) gehören, stehen sie hingegen eher skeptisch gegenüber. Das heißt, gerade die jungen Familien mit Kindern können sich zwar ein Zusammenleben mit ihren Eltern in der Nachbarschaft oder im Viertel vorstellen, schrecken aber vor der Vorstellung einer gemeinsamen Wohnung oder dem Zusammenleben unter einem Dach zurück.

Wovor sich die Jungen fürchten, ist vorrangig das Gefühl, kontrolliert zu werden. Die Älteren fühlen sich dagegen in ihrem stärkeren Ruhebedürfnis gestört. Für die Vorliebe der gemeinschaftlichen Wohnformen macht es im übrigen keinen Unterschied, ob man katholisch, evangelisch oder konfessionslos ist. Entgegen der Einschätzung der Kirchenvertreter wollen christliche Familien nicht lieber mit ihren Verwandten unter einem Dach wohnen als ihre nichtgläubigen Nachbarn.

Ab sofort sollen die Ergebnisse in die Überlegungen für die Gestaltung eines konkreten Baugebietes in der Magdeburger Innenstadt einfließen. Die Planung der Rahmenbedingungen für die Gemeinschaftsflächen und "Berührungspunkte" auf dem schmalen Grat zwischen Nähe und Distanz der Wohnanlage werden die Kreativität und Feinfühligkeit der Architekten auf die Probe stellen.

Die Initiatoren beim Siedlungswerk St. Gertrud wünschen sich, dass das Projekt bereits im kommenden Jahr umgesetzt werden kann. Und dass es so gut wird, dass es über Magdeburg hinaus Modellcharakter erlangt.

Informationen: Siedlungswerk St. Gertrud GmbH, Editharing 34, 39108 Magdeburg, Telefon (03 91) 7 44 62 51.

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 41 des 51. Jahrgangs (im Jahr 2001).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Donnerstag, 11.10.2001

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