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Aus der Region

Minderheit im ökumenischen Dialog

Katholische Kirche in Schweden

Berlin - Seit 20 Jahren ist Hubertus Brandenburg katholischer Bischof von Stockholm. Seine Diözese ist 2000 Kilometer lang, sie umfaßt ganz Schweden. Er habe sich nicht das Thema "Kirche in der Krise" gewünscht, denn ",Krise' lenkt nur Wasser auf die Mühlen der kirchlichen Miesmacher", machte er gleich zu Beginn seines Vortrags in der Katholischen Akademie in Berlin klar. Auf dem "Prüfstand" sei die katholische Kirche in Schweden allerdings. Kein Wunder, machten die Katholiken doch kaum 2 Prozent der 8,9 Millionen Schweden aus. 89 Prozent der Bevölkerung gehören zur Schwedischen Lutherischen Kirche

200 Jahre lang war zudem die katholische Kirche nach der Reformation verboten. Katholiken wurden mit dem Tode bestraft oder des Landes verwiesen. Gottesdienst konnte nur in Gesandtschaftskapellen gehalten werden. Erst seit 1952 gibt es gesetzliche Religionsfreiheit. 1953 wurde die Diözese Stockholm gegründet. Nach dem Zweiten Weltkrieg gab es gerade 7000 Katholiken in dem großen Land. Ihr Anwachsen ist vor allem auf die über 1 Million Einwanderer zurückzuführen, unter denen auch zahlreiche Katholiken waren. Heute gibt es in 38 Gemeinden von Ystad an der Südküste bis Kirnua nördlich des Polarkreises 165 000 katholische Christen. Ihre Gemeinden haben bis jetzt allerdings nur den Status von "ideellen Vereinen mit religiöser Zielsetzung". Kirchensteuer darf nur die Lutherische Staatskirche erheben

Es gibt drei katholische Privatschulen im Land, nur dort gibt es Religionsunterricht. "In allen anderen Schulen lehrt man Religionskunde: eine Information über alle Religionen der Welt - ohne Wertung und streng neutral". Die mangelnde Vermittlung christlicher Werte habe mit zum Absinken des "ethischen Grundwasserstandes" in der schwedischen Gesellschaft geführt, betont Brandenburg, der aus der Diözese Osnabrück stammt und den Streit um das Brandenburgische Fach "Lebensgestaltung - Ethik - Religionskunde" kennt

Die katholische Kirche in Schweden charakterisiert Brandenburg als "eine Minderheitskirche im ökumenischen Dialog, eine arme Kirche in einem reichen Land, eine kleine, aber aktive Gemeinschaft". Und er betont: "Der Prüfstand tut der Kirche gut. Die kirchliche Nabelschau ist schädlicher als eine Diasporasituation.

Den ökumenischen Dialog nennt er freundschaftlich und intensiv. Die lutherische Kirche in Schweden habe viel vom gemeinsamen Erbe bewahrt und zum Beispiel die gleichen Meßgewänder. Als "sehr schmerzlich" werde die fehlende Abendmahlsgemeinschaft empfunden. Der Bischof wünscht sich eine Ausweitung der Möglichkeiten, Lutheraner in besonderen Fällen zur Kommunion zuzulassen. Die Sehnsucht nach Gemeinschaft zeige sich auch darin, daß häufig Lutheraner bei der Kommunionausteilung mit nach vorn kommen und mit einer Geste um den Segen bitten. R. Cimbollek

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 44 des 47. Jahrgangs (im Jahr 1997).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 02.11.1997

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