Tod wird Teil des Lebens
Hospizarbeit Thema bei Pastoralkonferenz
Görlitz - Der zweite Tag der Pastoralkonferenz, die Mitte Oktober in Görlitz stattfand, stand ganz im Zeichen praktizierter Caritas, wie sie in der Hospizarbeit und in der Krankenhausseelsorge deutlich wird. Angeregt durch die Woche für das Leben 1996 unter dem Leitwort "Leben bis zuletzt - Sterben als Teil des Lebens" entwickelten sich in Görlitz zunächst parallel - evangelisch und katholisch - zwei Initiativen zum Aufbau einer ambulanten Hospizarbeit in dieser Stadt
Wolfgang Bossek, Facharzt für Innere Medizin, berichtete über Beweggründe und Ziele der Hospizarbeit, die er mit großem persönlichen Einsatz fördert. Als Arzt wisse er aus eigener mißlicher Erfahrung, daß im Studium der Mediziner auf Sterbebegleitung nicht vorbereitet werde. Andererseits erwarte man in der praktischen Arbeit von den Ärzten und Schwestern eine Art seelsorgerische Kompetenz
Die durchorganisierte medizinische Betreuung in Deutschland erfordere umfangreiche technische Kenntnisse, Fähigkeiten in der Verwaltung und vieles mehr. Bossek führte Untersuchungen an, nach denen einer Krankenschwester oft nur ein Drittel ihrer Arbeitszeit für die direkte Pflege bleibe. Der Patient habe ein natürliches Anrecht, zur rechten Zeit stummen Beistand zu empfangen. Da der Tod weitgehend verdrängt werde und nur noch aus dem Fernsehen bekannt sei, käme es zu unrealistischen Erwartungshaltungen gegenüber der Medizin
Die Mediziner fühlten sich gedrängt, alles technisch Mögliche zu tun, damit es nicht zur Klage wegen Unterlassung von Hilfe kommen könne, aber es sei eine ganz andere Frage, ob das immer das Beste für den Patienten sei. Die Hospizarbeit verfolge das Ziel, Kranke und Sterbende zu Hause zu besuchen und zu begleiten, so daß auch der Tod als Teil des Lebens kein Tabuthema mehr bleibe. Besonders wichtig seien regelmäßige Treffen all derer, die sich in der Hospizarbeit engagieren, denn auch sie brauchen eine seelsorgliche Begleitung und den gegenseitigen Austausch. Es sei, so Bossek, ein Verdienst des Malteserhilfsdienstes, daß der Hospizgedanke in Deutschland Wurzeln gefaßt habe
Im Anschluß an Bosseks Referat erzählte Schwester Gebhardis aus Cottbus sehr anschaulich, wie sie dort die Hospizarbeit erlebt, die auch in ökumenischer Einheit geleistet wird. Die Cottbuser Gruppe bestehe aus etwa 20 Frauen und Männern. Schwester Gebhardis machte deutlich, daß es bei den Begegnungen mit sterbenskranken Menschen immer ein gegenseitiges Geben und Nehmen gibt. Einen weiteren eindrucksvollen Beitrag gab Schwester Magdalena aus Hoyerswerda. Sie ist im dortigen städtischen Krankenhaus als Seelsorgerin tätig. Gerade in der Krankheit seien die Menschen für Fragen, die auf Gott hinweisen, sehr offen. Hier mache so mancher die überraschende Erfahrung, daß christlicher Glaube wirklich heilsam wirkt und daß die Kirche ein Herz für die Menschen hat
Wer sich im Bistum Görlitz für die Hospizarbeit interessiert, kann sich bei den Maltesern informieren. In Görlitz: Mühlweg 3, Telefon 03581 / 48000, in Cottbus: Klopstockstraße 4 a, Telefon 0355 / 584200
Alfred Hoffman
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 02.11.1997