Sekten-Filme sind der Renner
Evangelische Medienzentrale wird auch von Katholiken genutzt
Magdeburg (dw) - Sankt Martin ist nicht mehr zu haben am 22. Oktober, die Themen Tod und Trauer sind ebenfalls restlos weggefegt aus den Beständen der Evangelischen Medienzentrale in Magdeburg. 1600 Videocassetten, 16-Millimeter-Filme, Tonbild- und Diaserien, Toncassetten, Folien und andere audio-visuelle Medien zu religiösen und sozialen Themen können laut Katalog ausgeliehen werden, etliche davon stehen sogar in mehrfacher Ausführung zur Verfügung. Als Kunde ist im Gebiet der Kirchenprovinz Sachsen jedermann willkommen, betont Klaus Ehlers, der Leiter der Einrichtung. Die meisten Nutzer der Medienzentrale seien jedoch Mitarbeiter der Kirchen oder Lehrer, vor allem Religions-, aber auch Ethik oder Sozialkundelehrer. Auch Katholiken nutzen die evangelische Einrichtung in der Magdeburger St.-Michaels-Straße, gibt es doch im Bistum Magdeburg keine katholische Medienzentrale. Ausleih-Hits seien vergangenes Jahr Dokumentar- und Spielfilme über Sekten und Okkultismus gewesen und über das Judentum. Auch die Bibelverfilmungen von Leo Kirch seien gefragt gewesen. Ganzjährige "Dauerbrenner" seien seit langer Zeit Spielfilme zum Thema Drogenmißbrauch, zum Beispiel "Wir Kinder vom Bahnhof Zoo" oder "Gejagt durch Amsterdam", Beiträge zu den Kirchenfesten Ostern, Weihnachten und Erntedank, zum Thema Sterben und Tod und zu Martin Luther
Die Wünsche der katholischen Kundschaft unterschieden sich in keiner Weise von denen der evangelischen, sagt Mitarbeiterin Milda Smorodinzeff. Sie nimmt die meisten der jährlich rund 5000 Bestellungen entgegen, die telefonisch, persönlich, per Postkarte oder Fax in der Medienzentrale eintreffen. Pfiffige Kunden lassen sich ihr gewünschtes Adventsvideo schon im September reservieren, verrät sie. Seit 1974 arbeitet Milda Smorodinzeff in der Medienstelle, die von den 50er Jahren bis nach der Wende zum Evangelischen Jungmännerwerk gehörte, damals noch für die Christen der ganzen DDR zuständig war und der Zensur des Kulturministeriums unterlag. Ihr macht die Arbeit Spaß, und in den Beständen kennt sie sich bestens aus. Nicht selten hat ein Kunde einen interessanten Film gesehen, kann sich aber nicht mehr an den Titel erinnern. Frau Smorodinzeff kann in solchen Fällen fast immer helfen. Durch die Zusammenarbeit in einer Arbeitsgemeinschaft, der deutschlandweit insgesamt 19 evangelische Medienzentralen angehören, können Klaus Ehlers und Milda Smorodinzeff auch Titel besorgen, die im Magdeburger Bestand nicht enthalten sind. Im nächsten Jahr wollen sich auch die katholischen Medienzentralen dem Computernetz der evangelischen anschließen. Ökumenische Zusammenarbeit besteht bereits bei einer jährlich stattfindenden Medienbörse, die in diesen Tagen in Passau stattfindet. Die Leiter der Medienzentralen informieren sich dort über aktuelle Neuerscheinungen. Die Nutzer der Magdeburger Zentrale können sich nicht nur mit Hilfe des Kataloges auf dem laufenden halten, der alle drei Jahre neu herausgegeben und zwischendurch jährlich durch einen Nachtrag ergänzt wird. In größerer Stückzahl sind thematische Sonderhefte erschienen, mit denen Schulen, Jugendeinrichtungen und kirchliche Mitarbeiter über das spezielle Medienangebot zu Themen wie "Eine Welt", "Gewalt" oder "Jugend" informiert werden. Die Ausleihe ist in der Regel kostenlos, da die Medienzentrale zu 90 Prozent aus Haushaltsmitteln der evangelischen Kirche finanziert wird
Ausnahme sind Spielfilme und technische Geräte, für die eine Art "Verschleiß-Gebühr" erhoben wird. Mitarbeiter Michael Reese ist für die Wartung der technischen Geräte zuständig. Von der Verstärkeranlage für kirchliche Großveranstaltungen bis hin zum einfachen Filmprojektor hat er beinahe alles zu bieten, Beratung eingeschlossen
Nähere Auskünfte: Evangelische Medienzentrale Magdeburg, Telefon 0391 / 60 09 00
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 02.11.1997