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Aus der Region

Sensibel Gott präsent halten

Orden heute

Leipzig (ep) - Viele der nichtchristlich geprägten Menschen in den neuen Bundesländern haben durchaus religiöse Fragen. Es bedarf jedoch großer Sensibilität, sie dazu zu ermutigen, diese Fragen auch zu stellen. Dieser Ansicht waren die meisten der 40 Ordensleute, die sich am Reformationstag auf Einladung der Leipziger Oratorianer zu einem Tag des Austauschs und der Begegnung in der Messestadt versammelten

Der Geraer Kapuziner Andreas Waltermann betonte, wer Menschen etwas vom Evangelium vermitteln will, muß ihnen vor allem das begründete Gefühl geben, daß sie angenommen sind, wie sie sind. Eine Anwesenheit als Ordensmann oder -frau in diesem Sinne kann dann schon ein Stück Evangelisierung sein. Der Kapuziner lebt mit einem Mitbruder gemeinsam mit sozial Schwachen in einem Haus in Gera. "Wir sollten erst dann mit unseren Mitmenschen über Christus und den Glauben sprechen, wenn wir gefragt werden." Diese Erfahrung hat der Hallenser Comboni-Missionar Pater Benno Singer bei seiner Arbeit mit schwervermittelbaren Jugendlichen gesammelt. Es komme darauf an, sich jeweils zu fragen: Was ist für den Menschen vor mir das Evangelium? Das fünfte Treffen dieser Art stand unter dem Thema "Auf welchem Weg kommen wir in unseren Gemeinschaften zu verbindlichen Erkenntnissen und Entscheidungen? Wie erkennen wir den Willen Gottes?" Zur Sprache kam dann allerdings ein breiteres Problemspektrum rund um das Engagement der Ordensleute. Auf die Rolle der Kirchengemeinden im Rahmen des christlichen Engagements für die Menschen wies der Leipziger Oratorianer Thomas Bohne hin. "Die christlichen Gemeinden bieten Strukturen, wie sie sonst kaum noch in der Gesellschaft zu finden sind. Der Professor kommt genauso zu Gottesdienst und Gemeindefest wie der Arbeitslose. Dies ist eine Chance, miteinander im Gespräch zu bleiben", sagte der Oratorianer. Dies gelte besonders auch hinsichtlich der Integration von Menschen am Rand der Gesellschaft. Bei der Wahrnehmung ihrer Aufgaben, so der Oratorianer weiter, sind die Ordensleute gut beraten, wenn sie Potential und Erfahrungen der Gemeinden einbeziehen. Der Hallenser Pater Benno Singer wies darauf hin, die Gemeinden müßten mehr und mehr verstehen, daß sie über die Kirchenmauern hinaus aktiv werden sollen

Chancen zu einem Kontakt mit Nichtchristen sehen die Ordensleute auf verschiedenen Ebenen. Straßenfeste, Yoga-Angebote, Wandertouren könnten zum Beispiel "Berührungspunkte" schaffen. Ordenskonvente, deren Mitglieder aus verschiedenen Kulturen kommen, haben besondere Chancen. Dies machte Schwester Loloahi deutlich. Die Dessauer Maristen-Missionarin, die von den Tonga-Inseln im Südpazifik stammt, sagte, die unterschiedlichen Erfahrungen und länderübergreifenden Kontakte könnten sowohl für die Ordensleute selbst als auch für die Gemeinden Impulse geben

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 46 des 47. Jahrgangs (im Jahr 1997).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 16.11.1997

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