Ganzheitliche Heilerin als Vorbild
Neues Caritas-Wohnheim
Osternienburg (dw) - Hildegard von Bingen ist die Namenspatronin des neuen Caritaswohnheims für seelisch Behinderte in Osternienburg. Nicht nur, weil die Fertigstellung von fünf Wohnhäusern für insgesamt 48 erwachsene Bewohner ins Gedenkjahr zum 900. Geburtstag der Heiligen fällt. Der Magdeburger Caritasdirektor Günther Brozek erläuterte bei der Einweihung der Häuser am 6. November, was ihn selbst an der Heiligen fasziniert: Sie sei ein Energiebündel gewesen, habe gleichzeitig zwei Abteien geleitet und zahllose Berufe ausgeübt. Gesundheit sei für sie ein Ganzheitsprinzip gewesen, bestimmt von der Harmonie zwischen Leib und Seele. Stets habe sie nach den Gesamtumständen einer Erkrankung gefragt
Hansgeorg Stockhausen, Geschäftsführer der Caritas-Trägergesellschaft St. Mauritius, beschrieb seelisch Behinderte in seiner Festrede als "Menschen, die die Farben der Wirklichkeit plötzlich oder schleichend anders wahrnehmen als die meisten von uns und die unter dieser Veränderung leiden, sich nicht mehr angenommen fühlen." In einem Modellprojekt für Sachsen-Anhalt will die Caritas-Einrichtung dazu beitragen, daß die Betroffenen sich wieder angenommen fühlen und vorhandene Fähigkeiten erhalten und ausbauen können. Modellhaft ist unter anderem das Konzept zur Förderung der Selbständigkeit, das auch eine Wohngruppe in Köthen und betreutes Einzelwohnen vorsieht. Der Personalschlüssel des Wohnheims liegt höher als der landesübliche, den Stockhausen als ungerecht kritisierte. Er sei zwei bis dreimal schlechter als bei geistig Behinderten. Zur Integration der seelisch Behinderten trägt auch die Osternienburger Pfarrgemeinde bei. Als die kleine Gemeinde kurz vor der Wende keinen eigenen Pfarrer mehr hatte, wurde das Pfarrhaus für zehn geistig und seelisch Behinderte umgebaut. Sie feiern die Feste der Gemeinde mit und sind auch bei den Gottesdiensten gerngesehen
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 16.11.1997
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