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Bistum Dresden-Meißen

Kirche als "Feindbild Nummer eins" in Medien

Katholische Akademie Dresden: Über "Macht und Ohnmacht der Medien"

Dresden (mh) - Es war das alte Lied von den kirchenfeindlichen Medien, das Martin Lohmann, bisher stellvertretender Chefredakteur des "Rheinischen Merkur", auf der Veranstaltung der Dresdner Katholischen Akademie "Macht und Ohnmacht der Medien" anstimmte: Vor allem die katholische Kirche sei zum "Feindbild Nummer eins" in manchen Medien geworden, Gotteslästerung und Verletzung religiöser Gefühle seien an der Tagesordnung. Manchen Medien - Lohmann spielte vor allem auf den Spiegel und den Westdeutschen Rundfunk an - gehe es darum, die Kirche "als letzte Bastion der Freiheit sturmreif zu schießen". Grund für den katholischen Journalisten zu fragen: Sitzt die Kirche in der Medienfalle? Und: Müssen Christen Angst vor dieser Medienwelt haben? Seine Antwort allerdings war Nein, wenn Kirche, Christen und Medien unverkrampft aufeinander zugehen

Für seine Einschätzung des Verhältnisses Kirche und Medien erntete Lohmann allerdings heftige Kritik eines Teils der Tagungsbesucher und der Hörfunkdirektorin des Mitteldeutschen Rundfunks (MDR), Barbara Molsen: Aus welcher Welt der Referent komme, fragte Frau Molsen. Sie könne dieses Feindbild nicht anerkennen. Auf die Kritik an ihm konterte Lohmann später, er habe bisher nicht gewußt, daß das "Tal der Ahnungslosen offensichtlich auch eine Insel der Seligen" sei

Auch Dresdens Bischof Joachim Reinelt teilte Lohmanns Einschätzung, soweit sie sein Bistum betrifft, nicht. Der "Anfangscrash" mit den Medien in Sachsen und Ostthüringen in der Nachwendezeit sei vorbei. Das könne aber auch daran liegen, "daß wir uns an manche Ohrfeige gewöhnt haben". Vom MDR - so Bischof Reinelt - könne sich manche Anstalt im Westen eine Scheibe abschneiden. Allerdings habe er doch eine kleine Kritik: den spätabendlichen Sendetermin des MDR-Magazins "Glaubenszeichen"

Deutliche und scharfe Worte formulierte der Bischof gegen westliche ARD-Anstalten und den WDR-Journalisten Heribert Schwan wegen des Beitrags über die angebliche Stasi-Tätigkeit des Leipziger Propstes Günter Hanisch. Schwan habe versucht, einen Mann, der "hochverantwortungsvoll" im Auftrag des Bischofs Menschen geholfen habe, fertigzumachen. Bischof Reinelt bedauerte, daß die ARD nach dem Abschluß der gerichtlichen Klärung die untersagten Behauptungen nicht richtig stelle. Das sei ungerecht, "weil die Macht falsch verteilt sei". In den "Tagesthemen" hätten Millionen Menschen den Beitrag gesehen

So wie die Frage, wie kirchenfeindlich die Medien denn nun wirklich sind und wie die Kirche damit umgehen kann, offen blieb, so offen ließ die Veranstaltung viele andere Fragen von Podiumteilnehmern und Publikum: Die Palette reichte vom Umgang mit der sich rasant wandelnden Technik, über die Entwicklung des öffentlich-rechtlichen Rundfunk, die Macht der Einschaltquoten, die Frage nach mediengerechter kirchlicher Verkündigung, die Verantwortung des Journalisten, bis hin zu der Frage, in welcher Art sich westdeutsche Journalisten ein Urteil über das Leben in der DDR erlauben. Jedes ein Thema, das einen ganzen Akademieabend füllen könnte

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 47 des 47. Jahrgangs (im Jahr 1997).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 23.11.1997

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