Der Musik viel Zeit geopfert
Erster C-Kurs für Kirchenmusiker in Ostdeutschland
Magdeburg (dw / pbm) - Zum erstenmal haben in Ostdeutschland sechs ehrenamtliche Kirchenmusiker den bundesweit anerkannten "C-Kurs" absolviert. Drei Frauen und drei Männer bekamen am 21. November in Magdeburg ihre Zeugnisse. Bischof Leo Nowak dankte ihnen während eines Gottesdienstes für ihren Einsatz in den Kirchengemeinden. Ohne gute Kirchenmusik sei ein Gottesdienst kaum vorstellbar. Die Kirche und ihre Botschaft, sagte der Bischof, sollten auch an ihrer begeisternden Musik erkennbar sein
Diakon Bernhard Zülicke, der die Gesamtleitung des C-Kurses in den Händen hatte, betonte, daß die Absolventen mit dem Zeugnis kein Ende erreicht hätten, sondern daß ihre Aufgabe in den Heimatgemeinden nun erst richtig beginne. Dort warteten auf die ehrenamtlichen Kirchenmusiker vielfältige Aufgaben wie Chorleitung, liturgisches Singen und natürlich das Orgelspiel im Gemeindegottesdienst
Die Teilnehmer des Grundkurses wurden von Zülicke gemeinsam mit drei weiteren Dozenten zwei Jahre lang unterrichtet, insgesamt rund 600 Stunden. Auf dem bundesweit verbindlichen Lehrplan standen 13 Fächer, darunter Liturgik, Musikgeschichte, Chorleitung, Harmonielehre und Orgelspiel. Die Schüler mußten für den Unterricht zahlreiche Wochenenden opfern und auch zwei Wochen Urlaub - für eine Krankenschwester im Schichtdienst aus Halle oder einen Familienvater aus Dommitzsch nicht gerade einfach. "Der Einsatz hat sich aber auf jeden Fall gelohnt", sagt Markus Grun aus Bitterfeld. Auch für den 25jährigen war die Ausbildung keineswegs ein Kinderspiel, zumal er als Friseur oft samstags arbeiten muß und nebenbei bereits als Organist in Bitterfeld und als Chorleiter in Delitzsch tätig war. Wenn es möglich war, nahmen Kursleiter und -kollegen auf seine Dienstzeiten Rücksicht. Schon mit 15 Jahren, als er die ersten Orgelstunden nahm, hatte Markus Grun sich gewünscht, einmal einen "richtigen" kirchenmusikalischen Abschluß zu haben. Zu DDR-Zeiten wäre das aber nur an einer evangelischen Kirchenmusikschule möglich gewesen, deren Ausbildung aber von den Katholiken nicht anerkannt wurde
Besonders gefallen hat ihm das Unterrichtsfach "Chorleitung", zumal er als Chorleiter von Delitzsch vor drei Jahren - wie er selbst sagt - "ins kalte Wasser geworfen" wurde. Liturgisches Singen, Gregorianik und Orgelspiel mochte er ebenfalls sehr. "Die einen haben da ihr Steckenpferd, wo die anderen Schwierigkeiten haben", sagt der Bitterfelder Organist. Er lobt das gute Miteinander und die gegenseitige Hilfsbereitschaft der Kursteilnehmer. Nebenbei hat er viele neue Orgel- und Chorsätze kennengelernt
Die Kosten der Ausbildung trug zu 50 Prozent das Bischöfliche Ordinariat. Die andere Hälfte der Kosten übernahmen die Teilnehmer selbst, zum Teil mit Unterstützung ihrer Pfarrgemeinden. Am 30. November geben die C-Kurs-Absolventen eine Probe ihres Könnens. Um 17 Uhr beginnt ein Orgelkonzert in der St.-Marienkirche Magdeburg-Sudenburg. Der Termin für ein weiteres Konzert in der Propsteikirche Halle steht noch nicht fest. Ein weiterer C-Kurs für Kirchenmusiker ist im Bistum Magdeburg bereits geplant
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 30.11.1997