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Bistum Dresden-Meißen

Da steckt noch überall Leben dahinter

Krippenausstellung in Schirgiswalde

Schirgiswalde - Seit gut 150 Jahren gehört Schirgiswalde zu Sachsen, aber in vielem ist es von alters her von Böhmen geprägt, denn die Lausitz gehörte früher zur böhmischen Krone. Das belegt die jetzt frisch gestrichene Statue des hl. Nepomuk auf der Spreebrücke, oder auch die böhmischen Weihnachtskrippen zeigen es, die der Krippenverein jedes zweite Jahr ausstellt. Diesmal sind sie wieder am zweiten Adventswochenende für drei Tage zu sehen. Liebevoll gesammelte und bewahrte Schätze werden im Elisabethsaal der katholischen Pfarrgemeinde ausgestellt

Die kleine Stadt Schirgiswalde wird überragt von der barocken Pfarrkirche, zu der viele Stufen hinaufführen. Auf dem Fuchsberg gibt es eine moderne Kirche, die Kreuzkapelle. Kruzifixe am Wegesrand und weitere Kapellen prägen das Ortsbild. Die idyllisch gelegene Kapelle am Mälzerberg lädt so richtig zu einem beschaulichen Sonntagsspaziergang ein. Altersschwach und demoliert stand sie zu Anfang der 80er Jahre da. Der damalige Pfarrer Hermann Scheipers ließ sie noch restaurieren, ehe er in seine westfälische Heimat zurück und in den verdienten Ruhestand ging

Das Erscheinungsbild der Stadt bestimmt den Alltag der Menschen in Schirgiswalde, ist Zeichen gelebten Glaubens, der sich darin aber nicht erschöpft. Gemeindereferent Norbert Feichtinger bestätigt meine Empfindung. "Da steckt noch überall Leben dahinter", sagt er und erinnert daran, daß selbst der Bürgermeister im Kirchenrat sitzt. Ein Rundgang mit Pfarrer Alexander Paul, seit 1983 Leiter der großen Gemeinde, durch sein Reich ist umfangreich. Zuerst besuchen wir den Kindergarten im "Schloß" neben der Kirche, dem einstigen "St.-Pius-Haus." Es ist die ehemalige Sommerresidenz der Bautzener Bischöfe. Drei Zimmer im Obergeschoß des Schlosses mit kostbaren Bildtapeten aus dem Jahr 1838 ausgestattet. Nach der Restaurierung sollen sie den äußeren Rahmen für Konzerte und Lesungen geben. Pfarrer Paul macht gern Pläne und setzt sie tatkräftig um. Er kann sich dabei auf viele verlassen, die am gleichen Strang ziehen

Im Kindergarten versuchen die Erzieherinnen, den christlichen Glauben weiterzugeben und den Samen weiterzuentwickeln, der im Elternhaus gelegt wurde. Damit schaffen sie Voraussetzungen für das Leben in der Gemeinde. Später sollen die Kinder in der Pfarrei gern Aufgaben übernehmen, beispielsweise als Ministranten oder im Mädchenchor. Mit 25 Mädchen war Pfarrer Paul im Sommer eine Woche im Harz, während Kaplan Roman Neumüll mit den Ministranten und der Jugend gemeinsame Ferientage verlebte

Pfarrer Paul führt mich den Berg hinauf in Richtung Fuchsberg. Dort oben gibt es eine wunderschöne Feriensiedlung. Ehemals war der Hügel mit Einheitsbungalows voll gestellt, die volkseigenen Betrieben gehörten. Einige davon hat Alexander Paul für die Pfarrei erworben und daraus die Ferienanlage "Emmaus" gestaltet. Zur Freude der Kinder hat er eigens ein Hexenhaus dazu entworfen, ein richtiges Pfefferkuchenhaus, dessen Schindeln so echt aussehen, daß er ab und an Teile ersetzen muß, weil sie offenbar Kinderhände in Versuchung führen. Daneben ist die Kolpingsiedlung am Fuchsberg entstanden mit schönen Ferienhäusern für Familienerholung. Eine Mutter ist gerade am Packen. Aus Hessen war sie da mit Mann und drei Kindern. Ja, es wäre eine gute Zeit gewesen, und von der Lausitz hätten sie allerhand kennengelernt. Das mache Lust zum Wiederkommen

Zu Zeiten großer Arbeitslosigkeit ist der Pfarrer froh, sagen zu können, daß die katholischen Einrichtungen im Ort - die Sozialstation, das Altenheim, der Kindergarten, die beiden Friedhöfe und die Pfarrei - 80 Menschen Arbeit verschaffen. Es gibt im Augenblick außerdem drei ABM-Kräfte, die beispielsweise Meßgewänder nähen, dazu zwei Zivildienstleistende, die sich in vielen Bereichen der Pfarrei nützlich machen

Unweit des Schlosses, auf dem Gelände des Domkapitels konnte Weihbischof Georg Weinhold zu Maria Himmelfahrt ein Mietshaus einweihen. Bauherr ist das Kapitel selbst, und acht Schirgiswalder Familien beziehungsweise Alleinstehende haben längst ihre modernen und preiswerten Wohnungen in Besitz genommen

Das Altenpflegeheim St. Antonius ist bereits zu DDR-Zeiten auf den damals möglichen besten Stand gebracht worden. Die Jahre und andere Anforderungen verlangten nun einen erneuten Neu- und Umbau. Das Weihnachtsfest werden die Bewohner in schönen, modernen Zimmern feiern können. Natürlich wohnen auch die Alten in Schirgiswalde mitten im Ort, der eben überschaubar und eine Welt im kleinen ist, fast will es scheinen, ein bißchen mehr heil als anderswo. Die Hügel des Lausitzer Berglandes umrahmen die Häuser, zum Teil noch altes Umgebinde oder Fachwerk, und Neues paßt sich gut ein

Für das übrige Sachsen gilt die Lausitz ja gemeinhin als die Landschaft mit den schönen Osterbräuchen. Doch um diese Zeit haben auch die Schirgiswalder Bürger ihren Weihnachtsschmuck herausgeholt: Lichter im vorwinterlichen Dunkel. Und die Sternsinger bereiten sich allmählich schon auf ihren Auftrag und ihre Mission vor. Im Vorjahr sind elf Gruppen mit dem Stern unterwegs gewesen. Im vergangenen Januar haben sie über 11000 Mark gesammelt. Jetzt lernen schon wieder neue Sternsinger die Texte und prüfen die Gewänder der drei Magier. Sie haben dabei fromm gestaltete Vorbilder in den vielen Krippen ihrer Ausstellung vor Augen, auch wenn dort die drei Weisen zunächst noch am Rande stehen müssen. Ihre Zeit ist noch nicht gekommen

Ursula Wicklei

Öffnungszeiten der Krippenausstellung: 5. und 6. Dezember von 8 bis 20 Uhr und am 7. Dezember von 8 bis 18 Uhr

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 49 des 47. Jahrgangs (im Jahr 1997).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 07.12.1997

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