Schule als Ort der Beziehungen
Erster Lehrertag
Magdeburg (dw) - Was sollte eine Schule in Trägerschaft des Bistums Magdeburg von anderen Schulen unterscheiden? Diese Frage stand im Mittelpunkt des ersten Gemeinschaftstages für Lehrerinnen und Lehrer des Bistums am Buß- und Bettag im neuerbauten Halleschen Elisabeth-Gymnasium
Fast 150 Lehrer der katholischen Gymnasien in Halle, Dessau und Magdeburg, der Berufsfachschule für Sozialpflege St. Mathilde und des Kollegs Norbertinum, das in zwei Jahren geschlossen werden soll, hatte die Hauptabteilung Schule und Erziehung des Bischöflichen Ordinariates dazu eingeladen. Sie hatten an diesem Tag viel Gelegenheit, sich gegenseitig näher kennenzulernen, das Elisabeth-Gymnasium zu besichtigen und sich über ihre Arbeit auszutauschen
Einen Impuls für die Diskussion über das Profil der Schulen gab Ordinariatsrat Theodor Steinhoff, der Leiter der Schulabteilung. "Spiritualität: Für eine Kultur der Beziehungen" hieß das Thema seines Referates. Eine Kultur der Beziehungen definierte er als "behutsam sinnliches Wahrnehmen von allem, was leben und wachsen will: alles, was im Sein ist, sein lassen und es mütterlich / väterlich behüten und beschützen." Steinhoff wies auf den Zusammenhang von Spiritualität und Orientierung hin. Ohne orientierende Fixpunkte gebe es keine Spiritualität. Der Mensch würde in einer Welt voller Ideen schließlich an Überernährung sterben. Umgekehrt wolle Spiritualität gerade zu einem orientierten Handeln ermutigen, zu einer "der Würde des Menschen entsprechenden frei-gesetzten Verantwortung" inspirieren
Theodor Steinhoff ermutigte die Lehrer, in ihren Schulen Spiritualitäts-Arbeitsgruppen zu bilden. Das Profil der Schulen in Trägerschaft des Bistums Magdeburg dürfe nicht nur im Religionsunterricht erkennbar sein, sondern ebenso im Mathe-, Physik- oder Geschichtsunterricht, hatte der Leiter der Schulabteilung wiederholt gewünscht
In seiner Rede im Elisabeth-Gymnasium erhielt diese Forderung besonderes Gewicht: Steinhoff schloß seinen Wortbeitrag mit der Ankündigung, daß er sich Ende November aus Altersgründen aus dem Amt verabschiedet. Er werde jedoch im Bistum Magdeburg bleiben und dort weiterhin tätig sein, versprach er. Zum Abschied schenkte er den Lehrern eine Sammlung eigener Gedichte aus den vergangenen zwei Jahren. Verbunden war dieses Geschenk mit dem Appell, schöpferische Talente nicht brachliegen zu lassen. Steinhoff selbst hat seine Kreativität sein Leben lang gepflegt, unter anderem in Kunst und Malerei. Das im Kasten abgedruckte Gedicht schrieb er zum Abschied für den Abiturjahrgang 1997 des Elisabeth-Gymnasiums Halle
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 07.12.1997