Solidarität und Subsidiarität mit Leben erfüllen
Ost-Initiative katholischer Verbände
Leipzig - Auf einer Informationsveranstaltung in Leipzig zum Thema "Existenzsicherung - aber wie?" stellten der Bund Katholischer Unternehmer (BKU), das Kolping-Werk und der Verband der Katholiken in Wirtschaft und Verwaltung (KKV) eine gemeinsame Initiative vor. Ein Expertenteam aus Beratern verschiedenster Kreditinstitute, Vertretern staatlicher Förderbanken und erfahrenen Unternehmern berichtete von Problemen neu gegründeter Unternehmen und gab allgemeine Ratschläge, wie verschiedene betriebswirtschaftliche Probleme zu meistern seien
Die konkrete Hilfe der "Initiative Ost" besteht darin, daß sich in Not geratene Unternehmer an den BKU oder einen seiner Partner wenden können. In einem kleinen Kreis wird die Situation analysiert. Anschließend soll in einem Dialog mit allen Beteiligten - wie der Hausbank - ein Lösungsmodell erstellt werden
Die Hauptprobleme neu gegründeter Unternehmen lägen darin, daß nur geringes Eigenkapital zur Verfügung stehe und es für bestimmte Produkte und Dienstleistungen keinen Markt gebe, betonte Lorenz Wilhelm. Als ehemaliger Direktor der Deutschen Bank ist er vom BKU mit der Koordinierung der "Initiative Ost" beauftragt worden. Zudem würden nach seinen Worten oft Mangamentqualitäten überschätzt. Als Christ sähe er angesichts der Probleme hiesiger Unternehmen für sich die Verantwortung, im Sinne der christlichen Werte Solidarität und Subsidarität zu leben und dort zu helfen, wo er könne
Das Expertenteam riet dem Publikum, meist mittelständische Unternehmer in finanziellen Engpässen, zu einer "schonungslosen Analyse" der Probleme des Unternehmens und zur Offenheit gegenüber dem Kreditinstitut. Mißerfolge müsse man sich und seinen Partnern ehrlich eingestehen. Bei vielen Unternehmen gebe es aufgrund von unternehmerischer Unerfahrenheit Mängel im Bereich des Rechnungswesens und des Controlings. Am Ende der Veranstaltung stellten sich die anwesenden Experten für beratende Gespräche mit einzelnen Zuhörern zur Verfügung
"Leider haben wir wenig neues erfahren", klagte dennoch ein junger Unternehmer aus der Baubranche, der von seinen ehemals acht Arbeitsplätzen bereits einige abbauen mußte. Ein weiterer Zuhörer beklagte sich offen über einen neuen "Einführungskurs in die Betriebswirtschaft", der nicht weiter helfe. Er empfahl seinen Mitstreitern, Allianzen zwischen ihren Unternehmen herzustellen. Als einziger erntete er tosenden Beifall
Leonhard Hermann
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 14.12.1997