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Bistum Görlitz

Mohnklöße neben Weihnachtssternen

Adventszeit in kirchlichen Heimen

Görlitz (fun) - Überall hängen selbstgebastelte Sterne und Fensterbilder. Adventsgestecke verzieren die Räume und durch die Gänge weht der Duft von frisch gebackenen Plätzchen. "In einem Alten- und Pflegeheim ist es in der Advents- und Weihnachtszeit ganz und gar nicht trostlos", sagt Schwester Ruth vom St.-Adalbert-Stift in Wittichenau. Die gelernte Kindergärtnerin erklärt: "In dieser Zeit ist es mein Anliegen, ein bißchen Romantik ins Heim zu bringen. Der ganze Glanz durch den Weihnachtsschmuck und die Tannenzweige steigert sich bis Weihnachten und ist am Heilig Abend am größten und schönsten.

Ähnlich ist es auch in den vier weiteren Alten- und Pflegeheimen: in Görlitz, Döbern und Storkow-Hubertushöhe. "Wenn die alten Menschen noch können, dann basteln wir mit ihnen oder backen Plätzchen. Oftmals sind sie dazu aber nicht mehr in der Lage, da viele verwirrt oder sehr krank sind", so Monika Priefer, Sozialarbeiterin vom St. Hedwigsheim in Döbern

Doch auch wenn die alten Menschen nicht mehr selbst die Schere halten oder den Teig für die Plätzchen ausstechen können, seien sie meist froh und glücklich, wenn sie dabei zugucken dürfen

Das bestätigen alle Frauen, die für die Beschäftigung in den Heimen zuständig sind: "Oft frage ich die alten Leute, ob sie Lust haben beim Ausschmücken der Räume zuzusehen. Dann sitzen sie begeistert auf ihren Stühlen und geben Tips, wo etwas fehlt oder noch hingehängt werden kann", erzählt Heiderose Hansbach vom Görlitzer St.-Otto-Stift

Weihnachtliche Vorbereitungen oder Adventsbräuche können sogar zur Gesundheitsförderung verwendet werden. Heiderose Hansbach: "Bei unseren regelmäßig stattfindenden Gesprächsrunden zum Gedächtnistraining sprechen wir in dieser Zeit auch darüber, wie früher in der Adventszeit gebacken und gekocht wurde." Vergleichbar geschieht das im Görlitzer Caritasheim Josef Negwer. Die zuständige Mitarbeiterin für Betreuung, Beate Schneider: "Während unserem Gedächtnistraining fließen dann Themen von Advent und Weihnachten mit ein.

Neben Gedächtnistraining, Basteln und Backen findet in den Alten- und Pflegeheimen des Bistums Görlitz aber noch einiges mehr statt: "In der Adventszeit kommt beispielsweise der Kindergarten des Christlichen Sozialwerkes zu Besuch. Außerdem gestalten unsere Praktikanten - die immer neue Ideen ins Haus bringen - unter anderem auch Singekreise", weiß Schwester Ruth aus Wittichenau zu berichten. Ebenfalls im Görlitzer St.-Otto-Stift: "Wenn wir etwas Zeit finden, wird gesungen. - Meistens mehrmals am Tag, denn unsere alten Menschen singen liebend gern", so Heiderose Hansbach. Und da nicht alle alten Menschen aktiv daran teilnehmen können, wurde in Wittichenau eine Lösung gefunden: Hier geht Schwester Clarissa mit einem Tonbandgerät zu den Schwerstkranken. Dort spielt sie ihnen Weihnachtslieder vor und spricht mit ihnen, damit auch sie an der Adventszeit teilhaben können

Veranstaltungen gibt es in den Altenheimen sehr viele. Diese reichen vom Besuch des Kindergartens - der das Krippenspiel aufführt und singt - über Chöre, die ein vorweihnachtliches Konzert geben, bis hin zu vorgelesenen Weihnachtsgedichten und Geschichten. "Vor allem auf die Kinder freuen sich unsere Heimbewohner immer ganz besonders", erzählt Monika Priefer. Und im St.-Otto-Stift spielt sogar ein Mitarbeiter des Heimes den Nikolaus

Gemeinschaft und die Vorfreude und Einstimmung auf Weihnachten wird in den Altenheimen groß geschrieben. Ganz besonders während der nachmittäglichen Weihnachtsfeier, die gewöhnlich ein paar Tage vor Heilig Abend stattfindet. Denn einige Heimbewohner, aber auch Angestellte sind an Heilig Abend gar nicht da

"Wir schmücken den Raum und die Tische festlich. Zum Kaffee sitzen dann die Heimbewohner und Angestellten gemischt an den Tischen. Zur Feier des Tages tragen die Schwestern mal keinen Kittel, so daß unsere Heimbewohner sie auch mal in ihrer Alltagskleidung sehen und ungehemmter ein paar private Worte wechseln können. Vor allem ist aber wichtig, daß die alten Menschen mal aus ihren Betten und Zimmern herauskommen", erzählt Beate Schneider. An das gemeinsame festliche Kaffeetrinken schließt sich ein Programm und die Bescherung an

Etwas anders ist es im St.-Theresienheim in Storkow-Hubertushöhe, einem Ruheheim für die Armen Schulschwestern unserer Lieben Frau. Hier wird keine Weihnachtsfeier vorweg veranstaltet, da über Weihnachten alle Schwestern da sind. Ohne Besuch, nur mit den Mitarbeitern, die an diesem Tag Dienst haben, feiern sie zusammen den Heiligen Abend, den die Oberin Schwester Benedicta - jedes Jahr in etwas anderer Form - gestaltet

"Da viele aus Schlesien kommen, essen wir zur Feier des Tages die typisch schlesischen Weihnachtsgerichte wie Mohnklöße oder Fisch", erzählt sie. An der Christmette in der Kapelle des Hauses nimmt die ganze Gemeinde teil. Diese findet jedoch nicht um Mitternacht statt, sondern abends, da es sonst zu spät für die alten Schwestern wäre", erklärt Schwester Benedicta, die selbst die Orgel spielt

Auch die Heimbewohner des St.-Adalbert-Stiftes und des St.-Otto-Stiftes haben die Möglichkeit, am 24. Dezember den Gottesdienst zu besuchen

Über die Weihnachtstage bekommen die meisten alten Menschen Besuch von ihren Verwandten. Die wenigsten werden für einen Tag oder über die ganze Weihnachtszeit nach Hause geholt. Oftmals, um sie nicht aus ihrer gewohnten Umgebung zu reißen oder weil sie körperlich nicht mehr zu einem Ausflug in der Lage wären. Einige werden jedoch noch nicht einmal zu Weihnachten besucht

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 50 des 47. Jahrgangs (im Jahr 1997).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 14.12.1997

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