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... am 22. Juli 1951

Damals ...

Chefredakteur Josef Gülden berichtet über einen Besuch in der Redaktion. Der Artikel gibt nicht nur Aufschlüsse über die Diaspora-Situation in unseren Bistümern wenige Jahre nach Kriegsende, sondern ist auch interessant auf dem Hintergrund der vatikanischen Instruktion zur Mitarbeit der Laien, die in diesen Tagen diskutiert wird:

Dieser Tage besuchte mich in der Schriftleitung ein Mitbruder. Zu seinem Seelsorgebezirk gehören 33 Dörfer. Wie soll er jeden Sonntag an einer ausreichenden Zahl von Orten die heilige Messe feiern? Die Kirche erlaubt einem Priester höchstens zu "trinieren", das heißt drei heilige Messen an einem Tage aus gewichtigen seelsorglichen Gründen zu feiern. Es muß ja auch bei zu häufigem Zelebrieren hintereinander die Spannkraft und Anteilnahme zwangsläufig nachlassen. Alles muß in Eile gehen; für eine richtige Predigt ist nie mehr Zeit, und es fehlt auch die Kraft dazu und die Ruhe zur Vorbereitung

Die Missionare in den Heidenländern helfen sich ganz anders. Sie bilden für die einzelnen Dörfer Katecheten aus, von denen die Christen am Sonntag gesammelt werden. Diese verkünden das Wort Gottes, geben religiöse Unterweisung und beten mit den Gläubigen. Der Missionar bleibt jeden Sonntag nur in einem Dorf, hält einen Gottesdienst, hat Zeit für Beichte und Seelsorge und für Besuche bei den Leuten. Wir sind Missionsland geworden. Ob wir da nicht auch von den Missionaren lernen müßten

Der Pater aus M. hatte es ähnlich versucht. Er hatte ungefähr ein Dutzend Männer gefunden, die am Sonntag regelmäßig in seinen Dörfern Wort-Got-tesdienste abhielten. Sagt nicht: "Das ist doch protestantisch!" Das ist in der ganzen weiten katholischen Weltmission guter katholischer Brauch. Man singt zu Beginn ein Lied oder betet gemeinsam. Was (uns) noch fehlt, ist ein Buch, aus dem ein Mann jeden Sonntag die Evangelienerklärung oder ein passendes religiöses Wort vorlesen kann - statt der Predigt. Solange wir für unsere Lage noch kein geeignetes Buch haben, findet ihr hier im "Tag des Herrn" fast regelmäßig etwas zum Vorlesen. Dann betet zusammen das Credo und Vaterunser und gedenkt eurer Brüder und Schwestern und der ganzen Kirche Gottes auf Erden im Gebet

Helft euch selber! Feiert den Sonntag in innerer Gemeinschaft mit euren Priestern, wenn sie äußerlich nicht bei euch sein können. Ohne Sonntagsheiligung erstirbt unser Glaube, verhungert unsere Seele, ohne Sonntag sterben die Völker, auch wenn heute kein Sabbatschänder mehr wie im Volke Israel gesteinigt wird. Vergeßt nicht: Wir sind alle zusammen "ein auserwähltes Geschlecht, eine königliche Priesterschaft, ein von Gott zu eigen erworbenes Volk". Und vergeßt nicht: das Wort des verstorbenen Kardinals, das schon einmal in diesen Blättern zu lesen war: "Ihr seid nicht nur Fischlein im Netz, sondern auch Fischer."

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 50 des 47. Jahrgangs (im Jahr 1997).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 14.12.1997

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