Auf verschiedene Weise für andere engagieren
Saalfeld: Caritas eröffnet Freiwilligen-Zentrum
Saalfeld (ep) - Eine Mutter, die zum Arzt muß, bringt ihre beiden Kleinkinder für diese Zeit zu einer ehrenamtlichen Tagesmutter. Ein Mittfünziger, der sich auf Ämtergänge und Rechtsfragen versteht, hilft ehrenamtlich einer älteren Frau beim Ausfüllen von Rentenformularen. Zehn arbeitslose Frauen, die neben ihrer Familien- und Hausarbeit eine zusätzliche sinnvolle Aufgabe suchen, übernehmen einen Krankenhausbesuchsdienst. Aktivitäten, wie sie durch das neue Saalfelder Freiwilligenzentrum (SFZ) angeregt, vermittelt und begleitet werden könnten oder schon werden. Denn die von der Thüringer Caritas eröffnete Einrichtung kann bereits auf erste Erfolge verweisen, auch wenn die Einweihung des Saalfelder Zentrums erst jetzt, am vergangenen Montag, stattfand
Bundesfamilienministerin Claudia Nolte (CDU), die zur offiziellen Eröffnung gekommen war, bezeichnete das ehrenamtliche Engagement als wichtigen Baustein für den Erhalt der freiheitlichen Demokratie. Es gebe gesellschaftliche Bereiche, in denen der Staat nichts zu suchen habe, selbst wenn alles finanziert werden könnte. Frau Nolte weiter: "Heute sind die Menschen mehr denn je auf der Suche nach Lebenssinn." Ein Freiwilligenzentrum wie das in Saalfeld biete mit seinen Angeboten, sich auf unterschiedlichste Weise für andere Menschen zu engagieren, eine mögliche Antwort auf dieses Suchen an. "Deshalb", so Frau Nolte, "fördern wir solche Unternehmungen.
Seit einem Jahr sind auf Initiative und unter Leitung des Deutschen Caritasverbandes 16 Freiwilligen-Zentren im Rahmen des "Modellverbundes Freiwilligen-Zentren im Deutschen Caritasverband" ins Leben gerufen worden. Die wissenschaftliche Begleitung des zunächst bis 1999 befristeten Projekts wird mit Mitteln des Bundesfamilienministeriums finanziert. Im Bereich der neuen Bundesländer ist neben Saalfeld auch in Greifswald ein FZ entstanden. In den Zentren können sich interessierte Personen über Felder ehrenamtlicher Tätigkeit informieren und sich bei Bereitschaft zur Übernahme einer Aufgabe vermitteln lassen. Die FZ wollen ein Forum bieten, um über Themen ehrenamtlicher freiwilliger Tätigkeit zu diskutieren. Zugleich sollen neue Formen sozialen Handelns und Helfens entwickelt werden, in dem für die konkreten Situa- tionen Solidaritäts- und Hilfegruppen ins Leben gerufen werden
Den "Verdacht", Ehrenamtliche sollten Aufgaben übernehmen, die angesichts leerer Kassen nicht mehr finanzierbar seien, wies Generalsekretär Josef Schmitz-Elsen vom Deutschen Caritasverband zurück. "Ehrenamtliche Tätigkeit ist ein Weg, mehr Solidarität in der Gesellschaft zu entwickeln, um mehr Lebensqualität am Ort zu erreichen", so der Caritas-Mann
Für Bischof Joachim Wanke, der das Freiwilligenzentrum einweihte, haben ehrenamtliche Dienste die Chance, Menschen in ihrer Lebenssitutation zu stützen und Schwachen Zuwendung und Erbarmen zu schenken, wo staatliche Vorsorge nicht mehr greift. Zugleich können sie Mut zur Gemeinschaft machen
Personell ist das SFZ mit eineinhalb Stellen ausgestattet: Leiter Dieter Tippelt wird für drei Jahre über einen Landeskostenzuschuß bezahlt, während die Stelle der Sachbearbeiterin ABM-finanziert wird. Es ist geplant, 1998 das Engagement des SFZ mit Filialen in Rudolstadt und Bad Blankenburg auszuweiten. Die Räume des SFZ befinden sich im Haus der Caritas in der Darrtorstraße 11 in Saalfeld, Tel. 036 71 / 35 82 12
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 21.12.1997