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Gott kommt den Menschen entgegen

Hinter der Hektik steht die Weihnachtsbotschaft

Ein Gang durch die deutschen Fußgängerzonen an den Samstagen im Advent verwirrt. Allein vierzehn Weihnachtsmänner habe ich am dritten verkaufsoffenen"; Samstag in der Erfurter Innenstadt gezählt, wobei Doppelnennungen möglich sind, denn bis auf drei, mit Musikinstrumenten ausgerüstete Boten des nahenden Festes, sehen sie doch alle gleich aus. Roter Mantel, schwarze Stiefel, ein oft schräg aufgeklebter Wattebart und ein Jutesack mit Werbegeschenken auf dem Rücken. Die meisten Mitmenschen hasten achtlos an ihnen vorbei, nur die Kinder nehmen sie noch richtig wahr. Fast zeitgleich mit den unvermeidlichen Weihnachtsmännern, den adventlichen Dekorationen in den Geschäften, den Prospekten und dem vorweihnachtlichen Familienstreß taucht dann auch sie auf: die vielfältige Kritik daran, wie Weihnachten heute untergeht und das Fest gnadenlos vermarktet wird. Wie kann man heute noch Weihnachten feiern? So fragen viele Menschen?
Diese Kritik ist jedoch, trotz des sinnlosen Geschäftsrummels, der einen an den Rand des seelischen und körperlichen Kollapses führen kann, überzogen. Denn hinter all dem geschäftigen Treiben steht die Weihnachtsbotschaft. Der Engel sagt zu den Hirten auf dem Felde: Seht, ich verkünde euch eine große Freude, die allem Volk zuteil werden soll: Heute ist euch in der Stadt Davids der Retter geboren; er ist Christus, der Herr"; (Lk 2, 10#11). Das ist die biblische Antwort auf den Weihnachtstrubel und die Oberflächlichkeit der Welt. Kern der Botschaft ist die Geburt des Messias, die Geburt Jesu Christi als unseres Herrn und Retters. Gott wird Mensch, einer von uns. Gott wird ein Bruder gerade der Armen und Verstoßenen, Verlorenen, Vergessenen und Sünder. Gott wird Mensch. Die Ohnmacht des Kindes, die Armut einer Familie, die Heimatlosigkeit der Fremde, die Erbärmlichkeit eines Stalles. Ist das nicht unsere Welt, in die er hineingeboren wird? So weit geht die Güte und Menschenliebe Gottes (Tit 3,5).
Und ist diese Botschaft nicht auch vielleicht die Antwort auf die Frage: Was treibt den modernen, gehetzten Menschen heute dazu, all die weihnachtlichen Ausgaben, Anstrengungen und Hetze in Kauf zu nehmen, wenn nicht der geheime Wunsch nach Ruhe, Besinnung und Geborgenheit? Sind diese Äußerlichkeiten"; der Vorweihnachtszeit und des Festes nicht gleichsam eine Sehnsucht danach, daß wenigsten für ein paar Stunden oder Tage alles anders sein soll als sonst? Die biblische Antwort zum Weihnachten unserer Tage heißt immer noch: Ja, euer Wunsch und eure Sehnsucht, daß es ganz anders werden soll mit euch, sind berechtigt, so berechtigt, daß Gott selber diesen Wunsch und diese Sehnsucht ernst genommen hat. Denn er hat seinen eigenen Sohn als Messias in diese Welt gesandt.
Ich wünsche Ihnen und Ihren Familien ein gesegnetes, gnadenreiches und vor allem besinnliches Weihnachtsfest!
Ihr Bischof Joachim Wanke

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 51 des 47. Jahrgangs (im Jahr 1997).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 21.12.1997

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