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Kritik durch Bilder

Zum 90. Todestag von Wilhelm Busch

Als Wilhelm Busch am 9. Januar 1908 in seinem Hause in Mechtshausen (Niedersachsen) gestorben war, widmete ihm die "Berliner Illustrierte Zeitung" einen Nachruf, der seine bekanntesten Figuren noch einmal abbildete und den Stil seiner Verse nachahmte. Abgebildet waren unter anderen natrlich Max und Moritz, die fromme Helene und der Lehrer Lmpel. Das Gedicht zu Ehren des Verstorbenen begann mit den Zeilen: Gestorben ist der alte Meister / Der des Humores gute Geister / Mit sich herumtrug huckepack / In seinem weiten Wandersack. Von dem 1865 erschienenen Buch "Max und Moritz" lagen beim Tode ihres Schpfers bereits zehn bersetzungen vor. Heute sind es ber 200; darunter mehrere ins Lateinische

Seine Gedichtbnde "Kritik des Herzens" (1874) und "Zu guter Letzt" (1904) hatten lngst nicht so groe Verbreitung gefunden. Noch im Jahr seines Todes erschien ein dritter Band mit ernsteren Versen, "Schein und Sein". Entgegen der damaligen Mode waren sie nicht romantisch, sondern eher bedchtig und satirisch. Sie haben zwar auf andere Dichter, beispielsweise Eugen Roth, gewirkt, wurden aber nie recht volkstmlich. So ist Wilhelm Busch bis heute vor allem als Schpfer von ungefhr 60 Bildergeschichten bekannt geblieben

Geboren wurde er 1832 in Wiedensahl bei Hannover. Ersten Unterricht erhielt er bei seinem Onkel, einem Pfarrer. Von 1847 bis 1851 studierte er Maschinenbau, ging dann an die Kunstakademie nach Dsseldorf, spter nach Antwerpen und Mnchen. Busch fhlte sich zum Malen von /lbildern berufen, hatte aber nur wenig Erfolg damit. Von 1859 an war er stndiger Mitarbeiter der satirischen Zeitschriften "Fliegende Bltter" und "Mnchener Bilderbogen". Aus dieser Arbeit gingen seine Bildergeschichten hervor. "Max und Moritz" machten ihn weltberhmt. Dabei hatte ein Dresd-ner Verleger es zuerst abgelehnt, das Buch zu verffentlichen. Ein Mnchener Verlag brachte es heraus. Busch selbst hat von dem groen Erfolg keinen finanziellen Nutzen, da er sich mit einem einmaligen Honorar von 1000 Gulden einverstanden erklrt hatte. Das besondere seiner Bildgeschichten besteht in der einmaligen Verbindung von pointiert vereinfachten Zeichnungen mit witzig simplen Knittelversen. Oft werden die Worte leicht verdreht. Hinter diesem Humor verbergen sich die pessimistische Weltsicht ihres Schpfers, seine Einsamkeit und seine Resignation. Vor allem die Knaben Max und Moritz stren mit ihren Streichen das geruhsame Kleinbrgerleben. Sie sind die vielleicht deutlichste Kritik an Heuchelei, Doppelmoral, Eitelkeit und Beschrnktheit von Buschs Zeitgenossen

Zum 75. Geburtstag verffentlichte die satirische Zeitschrift "Simplicissimus" eine Karikatur, auf der Max und Moritz als alte Mnner, die wegen ihrer Streiche im Zuchthaus gelandet sind, ihren Schpfer gratulieren. Am Ende soll ein kurzes Gedicht stehen: Buch des Lebens / Ha, als Minus und vergebens, wird vom Leben abgeschrieben, positiv im Buch des Lebens steht verzeichnet nur das Lieben. Ob ein Minus oder Plus uns verblieben, zeigt der Schlu

Jrgen Israel

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 1 des 48. Jahrgangs (im Jahr 1998).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 04.01.1998

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