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Bistum Dresden-Meißen

Ein Tag im Zeichen Europas

Otto von Habsburg beim Kolping-Gedenktag

Dresden - Ganz im Zeichen Europas stand der diesjährige Gedenktag des Kolpingwerks Sachsen. Im mit etwa 1400 Gästen gut gefüllten Dresdner Kulturpalast konnte vor allem der Hauptredner viel Beifall verbuchen: Seine kaiserliche und königliche Hoheit Dr. Otto von Habsburg, Mitglied des Europäischen Parlaments und der Paneuropa-Be-wegung, hielt ein engagiertes Plädoyer für die Einheit Europas

Der heute 85jährige Politiker forderte eindringlich die rasche Aufnahme der mittel- und osteuropäischen Staaten in die EU. Das Gegenargument der hohen Kosten ließ er dabei nicht gelten: "Die Bilanzen sind doch verfälscht - immer wird gesagt, was eine Erweiterung kostet, nicht aber, was eine Nicht-Erweite-rung an Belastungen verursacht." Gerade für die Deutschen sei etwa die Aufnahme der baltischen Staaten eine "Gewissenspflicht". An Europa müsse schnell weitergebaut werden, man dürfe es nicht "erleiden", wie das heute vielfach der Fall sei. Vor allem muß die Gemeinschaft nach Habsburg eine Seele haben - und was läge näher, als hierfür das Christentum zu benennen? Als einzige ursprüngliche europäische Idee könne es die Grundlage für den Kontinent abgeben. Dazu müsse man aber Gott wieder "in die Konversation hineinbringen", sich "mehr trauen, von Gott zu sprechen", so von Habsburg. Spontanen Beifall bekam er mit seiner Begründung des europaweiten Geburtenschwunds - der Kontinent sterbe deshalb langsam aus, weil die Familie nicht mehr den Stellenwert habe, der ihr gebühre. Die Schlußsätze Otto von Habsburgs waren ein deutlicher Aufruf an die Gäste. Hierzulande werde zuviel gejammert, dieser Pessimismus sei aber nicht berechtigt. "In den Medien hört man immer nur von der Katastrophe des Monats, dem Gift der Woche, dem Ungemach des Jahres - das ist doch alles Unsinn", so der Politiker. "Seien Sie Boten des Optimismus", rief er den Anwesenden zu, "als Christenmenschen müssen Sie Vertrauen in die Zukunft haben.

Auch Bischof Joachim Reinelt sprach sich in seinem Grußwort für mehr Optimismus aus und wies auf den Wert hin, der auch einer Krise innewohnt. "Einiges wird wesentlich in Frage gestellt, damit Neues werden kann", so der Bischof und übte im Hinblick auf die derzeitigen Probleme gleich Gesellschaftskritik: "Nicht nur im Bereich der DDR muß Altes, Überholtes endlich weg." Im Übrigen sei er glücklich über die Krise einer Weltanschauung, die sicher war, daß es einen Gott gar nicht geben könne. "Ich wünsche jedem, daß er in diese Krise so richtig reinkommt", so Reinelt

Auf das neue Grundsatzprogramm des Kolpingwerks, das im Jahr 2000 auf der Bundesversammlung in Dresden erstellt werden soll, wies Bernhard Hennecke, Bundesgeschäftsführer des Kolpingwerks hin. Die ostdeutschen Kolpingschwestern und -brüder rief er auf, ihre besonderen Erfahrungen vor und nach der Wende darin einfließen zu lassen. Schließlich solle das neue Programm nicht von einem Expertenstab, sondern im offenen Dialog erstellt werden. Im Jahr 2000 werde dann das 24 Jahre alte "Paderborner Programm" des Kolpingwerks vom "Dresdner Programm" abgelöst

Neben den Vorträgen ließen sich die Anwesenden von den Klängen der Dresdner Elbmeadow-Ramblers begeistern. Präsentiert wurde auch das neue Internetangebot "Kolping in Sachsen" (http://www. kolping-sachsen.de); ein Empfang sowie diverse Stände etwa des Kolpingbildungswerks im Foyer des Kulturpalastes rundeten den Abend ab

Christian Saadhoff

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 2 des 48. Jahrgangs (im Jahr 1998).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 11.01.1998

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