Mitra für Bennos sterblichen Leib
Neues Reliquiar für Dresdner Kathdedrale
Dresden - Die Mitra des heiligen Benno hat ein neues Zuhause: Im Beisein des Künstlers Paul Brandenburg konnte Bischof Joachim Reinelt noch vor Weihnachten in der Dresdner Hofkirche ein neues Reliquiar für das kostbare Erinnerungsstück segnen
In der vorhergehenden Eucharistiefeier widmeten die Gläubigen Bischof Benno ihr besonderes Gedenken. Bischof Reinelt erinnerte an die ursprüngliche Bedeutung der Mitra, die zum Zeichen der von Gott verliehenen priesterlichen Würde getragen wurde. Später sei sie vor allem Hoheitszeichen in Abgrenzung zur königlichen oder kaiserlichen Hoheit gewesen. Leider komme die eigentliche Bedeutung der gottgegebenen Würde heute zu kurz, so Reinelt. Wenn die Medien die "Macht der Päpste" beschrieben, dann sei das dem Amt nicht angemessen, das vielmehr einen Dienst an der Kirche darstelle. Den heiligen Benno nannte der Bischof als Vorbild: "Wir feiern ihn als einen der geglaubt hat, der in schweren Zeiten seinen Weg gegangen ist und den wir deshalb verehren und lieben.
Nach dem Gottesdienst zogen die Gläubigen zur Benno-Ka-ppelle, wo das Reliquiar mit der Mitra nun auf dem Altar steht. Dr. Siegfried Seifert, Leiter der Domschatzkammer mit Sitz in Bautzen, erläuterte die lange Geschichte der Mitra. Sie stammt aus dem Jahre 1274, als Bischof Withego I. von Meißen (1266 bis 1293) beim Bau des Domes das Grab Bennos öffnen ließ, um den Leichnam in ein neues zu übertragen. In diesem Zusammenhang wurde er mit einem neuen Meßgewand und neuer Mitra bekleidet; diese ist es, die heute in Dresden zu sehen ist. Das aus orientalischer Seide bestehende Stück nahm im Lauf der Jahrhunderte seinen Weg über Stolpen, Wurzen und Bautzen, zuletzt wurde die Mitra in der Münchner Liebfrauenkirche verehrt. 1962 schenkte der Münchner Kardinal Döpfner die Reliquie dem Bistum Meißen. Dies geschah anläßlich der Einweihung des wiedererrichteten Hochaltars der Hofkirche, aber auch schon als verbindendes Symbol der deutschdeutschen Verbundenheit nach dem Mauerbau 1961
Der Erschaffer des Reliquiars, Paul Brandenburg, erklärte seine Arbeit vor den Anwesenden selbst. Man sehe deutlich, daß das Werk aus heutiger Zeit stamme; gleichzeitig nähere es sich aber in der Form nahtlos der Vergangenheit. Die Fassung für die Mitra greift die Formen des Altars auf, eingearbeitete Weinstöcke bilden ein Dach wie ein Kirchengebäude. Beim Material verzichtete Brandenburg auf teures Gold oder Silber und schuf stattdessen eine spezielle Bronze-Zinn-Legierung. Hochglanzpoliert schafft sie ohne falschen Prunk die Verbindung zu den silbernen Gegenständen in der Hofkirche. Der Wein am Werk des Künstlers verweist nicht nur auf die zahlreichen biblischen Geschichten: Bischof Benno sei ja Benediktiner gewesen, und diese hätten schließlich den Wein nach Sachsen gebracht, so Paul Brandenburg. Im Sockel des Reliquiars sind Fisch und Schlüssel, die Symbole für den heiligen Benno, eingearbeitet. Der Künstler erklärt den gewollten Effekt seiner Arbeit: "Sie ist schön im Ansehen, aber auch so tiefgehend, daß man eine Meditation darüber halten kann.
Christian Saadhoff
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 11.01.1998