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Bistum Erfurt

Gottesmutter in bunter Wolle auf Stramin

Marienmosaik des Erfurter Domes wird nachgestickt

Tonndorf - Sie hat sich ein anspruchsvolles Projekt vorgenommen: Barbara Salzmann ist dabei, das bekannte Marienmosaik des Erfurter Domes nachzusticken, das bis 1967 am Westgiebel der Kirche angebracht war. Und das in der stattlichen Größe von 90 mal 110 Zentimetern

Wichtige Arbeitsschritte sind bereits getan, erzählt die Krankenschwester und Mutter von drei Kindern: Zunächst war es schwierig, eine geeignete farbige Fotografie der "Mutter Gottes mit Kind" als Vorlage ausfindig zu machen. "In schwarz-weiß bekam ich viele Abbildungen in die Hand. Oder aus unterschiedlichsten seitlichen Perspektiven. Aber in den Originalfarben und von vorn fand sich lange kein geeignetes Foto", sagt Frau Salzmann. Schließlich wurde die 40jährige, die beruflich auf der Palliativstation des Erfurter Katholischen Krankenhauses arbeitet, aber doch fündig. Auf einen Artikel in einer Eichsfelder Zeitung hin, der ihr Vorhaben schilderte, bekam sie rege Resonanz. Eine Familie konnte ihr sogar eine geeignete Postkarte zur Verfügung stellen

Das Foto wurde eingescannt und per Computer-Technik auf Stramin aufgebracht, den Stoff, auf den das Bild gestickt wird. Inzwischen ist das Mate-rial in einen Handarbeitsrahmen eingespannt. Barbara Salzmann hat längst mit der aufwendigen Handarbeit begonnen. Mit bunter Wolle fügt sie mit halbem Kreuzstich die jeweiligen Farben in die vorgedruckte Darstellung ein. "Anschließend muß das entstehende Gobelin-Bild aber noch zwei oder dreimal mit Effektmetallfäden überstickt werden, damit es den Glanz bekommt, der dem Original eigen war", erläutert Frau Salzmann. "Ich möchte versuchen, das Bild so entstehen zu lassen, wie es war.

Fasziniert hat das Mosaik die gebürtige Erfurterin schon als Kind. Da sie am Lauentor aufwuchs und zur St.-Severi-Gemeinde gehörte, kam sie regelmäßig an der Mariendarstellung auf der Rückseite des Domes vorbei. Die Darstellung wurde um 1860 von einer italienischen Manufaktur hergestellt. "Man konnte mit dieser Mutter Gottes sprechen, ihr als Mutter alles erzählen", sagt Frau Salzmann. Doch 1967 wurde das 18 Meter hohe Mosaik abgebaut. Grund: Es mußten Veränderungen an der Dachkonstruktion vorgenommen werden, weil Wasser ins Mauerwerk lief. Frau Salzmann: "Viele Menschen haben damals bedauert, daß das Mosaik abgenommen wurde.

Für Handarbeiten war Frau Salzmann schon immer zu haben. Nach der Wende, als so manches Handarbeitsmaterial besser zu bekommen war, beschäftigte sie sich intensiver mit der Stickerei. Und ging auf Motivsuche. Neben Sträußen und bäuerlichen Motiven, wie sie vorgedruckt in Handarbeitsläden zu finden sind, widmete sich Frau Salzmann seitdem auch christlichen Themen wie Christus- und Mariendarstellungen. Das in Angriff genommene Mosaik ist in dieser Hinsicht das bislang größte Stück. Noch aufwendiger war nur mit 110 mal 140 Zentimetern die Fahne für den Tonndorfer Schützenverein, die Frau Salzmann in rund 1500 Stunden Arbeit beidseitig bestickte

Barbara Salzmann liebt ihr Hobby und sieht es als beruhigenden Ausgleich zur Berufs- und Hausarbeit. Besonderen Spaß macht es ihr, wenn ihr kunsthandwerkliches Produkt eine praktische Verwendung finden soll. Dies möchte sie auch für die "Mutter Gottes mit Kind": "Ich würde mich sehr freuen, wenn der Gobelin mal in einer Kirche oder einem Gemeindehaus hängen würde." (ep)

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 2 des 48. Jahrgangs (im Jahr 1998).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 11.01.1998

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