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Pater Damian

Das nie endende Gespräch

Pater Damian Meyer Das nie endende Gespräch: Freunde und Liebende werden nicht müde, immer wieder miteinander zu sprechen. Die Kommunikation, der Gedanken- und Gefühlsaustausch gehört wesentlich zu ihrer Beziehung, wenn es auch Zeiten des stillen Einverständnisses gibt, die keiner Worte bedürfen. Wenn Themen angesprochen werden, über die man schon oft geredet hat, so sind sie im Gespräch unter Freunden doch immer wieder frisch, und es treten oft ganz neue Aspekte zu Tage. Man wird einander nicht überdrüssig, wenn man ernsthaften, in die Tiefe gehenden Austausch sucht und Fragen anspricht, die einen persönlich angehen.
Kann man diese Erfahrungen auf unser Beten übertragen? Das Gebet lässt sich als ein ursprüngliches dialogisches Geschehen begreifen. Der dreifaltige Gott ist wesentlich Beziehung und Kommunikation der Liebe. Und er möchte den Menschen als freien Partner einladen zum freundschaftlichen, liebenden Gespräch. Von Gott geht die Initiative aus: Er sandte sein Wort in seine Schöpfung. Um uns zur Antwort zu verlocken. Wie bei jedem Gespräch unter Menschen ist das aufmerksame Zuhören wichtig, wenn es zu gelingender Kommunikation kommen soll. Das trifft noch mehr auf das Gebet zu: Das Hören des Wortes und die Achtsamkeit des Herzens sind die Grundvoraussetzungen des dialogischen Betens. Da Gott unauslotbare Tiefe und Weite, unausschöpfliche Weisheit und Schönheit, unendliche Liebe ist, kann das Gebet eigentlich nie langweilig werden.
Unsere Schwäche und müde Unaufmerksamkeit aber, unsere Ungeduld kann den Dialog verkümmern oder zur oberflächlichen Routine werden lassen. Ich glaube, das Schweigen und Zuhören ist auch hier - wie in den meisten Gesprächen - der schwierigere Teil. Da Gott die Freundschaft des Menschen sucht, beginnt er das "Gespräch unter Freunden". Einem Freund kann man sich offenbaren ohne Furcht und Vorbehalt. So können wir uns in Lob und Dank, in Klage und Bitte und Fürbitte mit all unseren Sorgen und Anliegen vor Gott bringen.
Jeder Beter macht aber auch die Erfahrung, dass Gott nicht verfügbar und oft ein anscheinend schweigender Gott ist. Im Gespräch mit ihm gibt es oft lange Durststrecken und Unterbrechungen. Die erfahrensten Beter, die großen Mystiker, sprechen von Trockenheit und dunkler Nacht. Ein Beter unserer Tage, der Schweizer Pfarrer und Schriftsteller Kurt Marti, beantwortet die Frage "Wer ist Jesus Christus für Sie?" unter anderem so: "Jesus Christus ist ein Gespräch, meist sprunghaft, oft unterbrochen, in das ich stets von neuem verwickelt werde."

Pater Damian Meyer

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 6 des 51. Jahrgangs (im Jahr 2001).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 11.02.2001

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