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Aus der Region

Kirche soll weiter Schwangere beraten

Stellvertretende CDU-Fraktionsvorsitzende zur Paragraph 218-Diskussion

Johanna Arenhoevel, stellvertretende Fraktionsvorsitzende der CDU im Thüringer Landtag und Mitglied im Sozialausschuß der Volksvertretung, hat sich in der Vergangenheit wiederholt gegen die gängige Abtreibungspraxis und für das Lebensrecht ungeborener Kinder ausgesprochen. Angesichts der jüngsten Debatte um Paragraph 218 sprach der Tag des Herrn mit der Katholikin und Mutter von vier Kindern

Frage: Frau Arenhoevel, Bundesfamilienministerin Claudia Nolte hat kürzlich die Überprüfung des Paragraphen 218 verlangt. Plädieren auch Sie für eine Neuverhandlung des Abtreibungsrechts durch das Bundesverfassungsgericht

Arenhoevel: Ich bin wie die Ministerin der Auffassung, daß hinsichtlich der gängigen Abtreibungspraxis dringend eine Bewußtseinsänderung erforderlich ist. Die Menschen müssen wieder begreifen, daß Kinder ein Geschenk und eine Bereicherung sind und nicht in erster Linie eine Last und ein Kostenfaktor. Jede Abtreibung ist eine Abtreibung zuviel. Deshalb gilt es, die Rechtslage dahingehend zu verändern, daß werdendes Leben noch besser geschützt wird. Von daher finde ich den Vorstoß von Claudia Nolte sehr mutig und unterstütze ihn

Frage: Hat die Pflichtberatungsregelung bisher zu wenig gebracht

Arenhoevel: Darum geht es nicht. Die Beratung muß beibehalten werden. Ich bin für einen unbedingten Verbleib der katholischen Schwangerschaftsberatungsstellen im Netz der Beratungsangebote. Ich halte es aber zum Beispiel für untragbar, daß nach Paragraph 218 das im Mutterleib heranwachsende Kind bei Gefahr einer nicht behebbaren Schädigung seiner Gesundheit ohne jede zeitliche Begrenzung abgetrieben werden darf. Hier besteht eine Gesetzeslücke

Frage: Welche Chancen sehen Sie, bei der Bevölkerung das Bewußtsein des hohen Wertes menschlichen Lebens zu stärken

Arenhoevel: Dies muß auf allen nur möglichen Ebenen geschehen. Der Ethik- und Religionsunterricht, aber auch Deutsch und Biologie bieten Gelegenheit, die Achtung und Ehrfurcht vor dem Leben zu stärken. In den Medien werden Kinder viel zu wenig als Bereicherung, sondern entweder oft gar nicht oder eher als Hindernis oder Armutsbedrohung vorgestellt. Insgesamt gilt es, in allen Bereichen eine familienfreundlichere Atmosphäre zu schaffen

Frage: Eine familienfreundliche Atmosphäre hat eine Menge auch mit einer soliden finanziellen Absicherung zu tun. Doch genau um diese ist es - wie zum Beispiel auch Caritas und Katholischer Familienbund feststellen - nicht zum besten bestellt..

Arenhoevel: Mit dem Kinder- und Erziehungsgeld, mit Kindererziehungszeiten und deren Anrechnung auf die Rente sind gute Ansätze vorhanden. So zahlen wir zum Beispiel in Thüringen nach den zwei Jahren Bundeserziehungsgeld in Höhe von maximal 600 Mark je Monat für ein weiteres halbes Jahr Landeserziehungsgeld in gleicher Höhe

Frage: Aber das reicht doch nicht aus..

Arenhoevel: Diese Ansätze müssen natürlich weiter ausgebaut werden, was aber in Zeiten knapper Kassen nicht so einfach ist. Ich könnte mir zum Beispiel auch vorstellen, daß Familienarbeit honoriert wird. Das würde auch den Arbeitsmarkt entlasten. Die Familien müssen weiter finanziell gestärkt werden. Denn Kinder sind das Zukunftspotential unserer Gesellschaft. Zudem würden mehr intakte Familien helfen, etwa in Bereichen der Sozialarbeit manches Geld einzusparen

Frage: Vor allem Alleinerziehende, aber auch verheiratete Frauen mit Kindern sind besonders von Arbeitslosigkeit betroffen. Hier besteht doch großer Handlungsbedarf

Arenhoevel: Auf jeden Fall. Doch die Politik kann dies nur im Zusammenwirken mit anderen Kräften leisten. Hier sind die Unternehmen gefordert, aber genauso zum Beispiel auch die Gewerkschaften, wenn Mütter trotz anderslautenden Mutterschaftsgesetzes nach der Geburt eines Kindes ihre Arbeit verlieren. Ich bemühe mich derzeit intensiv darum, daß Unternehmen für Alleinerziehende im Rahmen des Bundessozialhilfegesetzes "Arbeit statt Sozialhilfe" Arbeitsplätze schaffen. Dies ist aber aufgrund des engen Arbeitsmarktes nicht so einfach

Interview: Eckhard Pohl

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 3 des 48. Jahrgangs (im Jahr 1998).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 18.01.1998

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