Ausstellung der Körperwelten
Streit spitzt sich zu
Berlin (tdh) - Die Auseinandersetzungen um die Ausstellung Körperwelten spitzt sich zu. Seit dem 10. Februar sind im Postbahnhof am Berliner Ostbahnhof etwa 200 echte menschliche Präparate - Organe, transparente Körperscheiben und ganze Körper - zu sehen, die mittels eines neuen Verfahrens, der so genannten Plastination, hergestellt wurden. Während die Kirchen ihr kritisches Begleitprogramm, zu dem Diskussionen und Ausstellungen gehören, mit einem Requiem für die Toten der Ausstellung eröffnet haben, hat Gunther von Hagens, Erfinder der Plastination, die Kritik seitens der Kirche zurückgewiesen.
Der Rektor der Katholischen Akademie Berlin, Dr. Ernst Pulsfort, hatte Hagens vorgeworfen, er spiele mit menschlichen Leichen wie mit Puppen. Die Ausstellung sei ein Tabu-Bruch. Angemessenste Reaktion sei die Feier des Requiems. Auch Berlins Erzbischof, Kardinal Georg Sterzinsky, kritisiert Hagens: Wer Leichen als Kunstobjekte missbrauche, begehe Tabu-Bruch, handle pietätlos und verletzte die Würde Verstorbener.
Hagens bezeichnete Pulsfort als "Scharfmacher". Die Feier der Totenmesse missachte das Vermächtnis der Verstorbenen. Unter den Körperspendern seien Atheisten, die ihren Körper bewusst zur Verfügung gestellt hätten, um nach dem Tod nicht "Andachtsbetern" in die Hände zu fallen. Die Kritik sei aber Anlass, um noch während der Ausstellung mit der Aufstellung eines Obelisken an die lebenden und toten Körperspender zu erinnern.
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 18.02.2001