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Aus der Region

Ambulantes Netzwerk für Menschen in Lebenskrisen

Noch viel zu selten in den neuen Bundesländern

Psychisch Kranken steht in Mühlhausen ein breitgefächertes ambulantes gemeindenahes Angebot zur Verfügung: Éine wichtige Anlaufstelle für Personen mit chronischen psychischen Erkrankungen, aber auch für Menschen in Lebenskrisen ist dabei die Psychosoziale Beratung. Sie wird im Haus der Caritas von Sozialarbeiter Thomas Wolff und Psychologin Christina Lier durch die Caritas angeboten. "Wir verstehen uns als Stelle, in der Verknüpfungen zwischen den verschiedenen Hilfeangeboten hergestellt werden", sagt Frau Lier. "Wir vermitteln, wenn erforderlich, Kontakte zu Ärzten und Gruppen, bieten Einzel- und Gruppengespräche an." Hilfesuchende brauchen weder eine ärztliche Überweisung noch die Sozialversicherten-Chipkarte, um Hilfe zu bekommen

Psychisch Kranken, die zum Beispiel nach einem Klinikaufenthalt eine Zeit brauchen, um sich zu stabiliseren, bieten die Mitarbeiterinnen der Tagesstätte ihre Hilfe an. Bis zu 13 psychisch Kranke haben hier die Möglichkeit, ohne irgendwelchen Leistungsdruck Verpackungsarbeiten für die Industrie zu übernehmen, kreativ mit Ton, Peddigrohr oder Holz zu arbeiten, aber auch regelmäßig Frühsport zu treiben und das Gedächtnis zu trainieren. Ziel des Tagesstätte ist es, Menschen mit Depressionen, Schizophrenie oder anderen psychischen Erkrankungen auf die Arbeit in einer Werkstatt für psychisch Behinderte vorzubereiten, die die Diakonie in Mühlhausen unterhält. Zudem knüpfen die Kranken hier manchen Kontakt untereinander. Neben der Tagesstätte und dem Kontakt- und Kommunikationszentrum (siehe im nebenstehenden Text) gibt es in Hollerbach nahe Mühlhausen ein Heim mit 15 Plätzen. Hier wohnen psychisch Kranke, die zunächst nicht in einer eigenen Wohnung leben und ambulant betreut werden können

"Leider ist solch ein differenziertes Netzwerk für seelisch Behinderte, wie wir es hier in Mühlhausen haben, in den neuen Bundesländern nicht die Regel", betont Caritas-Sozialarbeiter Wolff. "Psychisch Kranke haben keine große Lobby. Da sind gerade in Zeiten knapper Kassen entsprechende Mittel besonders für die ambulante Betreuung psychisch Kranker ständig von Kürzungen bedroht. Um so mehr ist es auch Aufgabe der Caritas, als Anwalt der Schwachen etwas für psychisch kranke Menschen zu tun." (ep)

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 5 des 48. Jahrgangs (im Jahr 1998).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 01.02.1998

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