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Bistum Dresden-Meißen

Für Mitwirkung und Mitverantwortung der Laien

Hans Joachim Meyer präsentierte sich nicht als Rebell

Leipzig - Eigentlich hält er die innerkirchliche Debatte für zweitrangig, meinte der sächsische Staatsminister und Vorsitzende des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, Hans Joachim Meyer, beim Winterseminar am 14. Januar in der katholischen Propsteikirche in Leipzig. Wichtiger sei, daß sich die Kirchen in die aktuelle Debatte über soziale Fragen und Werte einbringen

Dennoch: Die vollen Kirchenbänke zeigten, daß das Thema "Der Laie in der Kirche" durchaus einer großen Zahl von Gläubigen unter den Nägeln brennt. Dazu hatte Meyer im vergangenen Jahr selbst beigetragen. Als Vorsitzender des ZdK hatte er in ungewohnt schneller und deutlicher Weise die römische "Instruktion über die Mitwirkung der Laien am Dienst der Priester" kritisiert. Eine Instruktion, die den Laien unzulässig nur vom Priester definiere

Meyer wehrte sich gegen die Auffassung, seine Stellungnahme sei ein Aufruf zum Widerstand gegen die Amtskirche gewesen. "Ich habe gesagt, man müsse rückwärts gewandten Bestrebungen widerstehen", korrigierte Meyer in Leipzig. Die deutliche Stellungnahme als Präsident des ZdK sei notwendig gewesen, rechtfertigt sich Meyer wohl mit Blick auf die "Kirche von unten", um das "Thema besetzen" und "die Debatte bestimmen" zu können

Wer denn an diesem Abend einen neuen Kirchenrebellen zu sehen erwartet hatte, wurde enttäuscht: Ihm gehe es nicht um die Nivellierung oder gar Abschaffung des sakramental begründeten Amtes in der Kirche. Sein Anliegen sei die Stärkung von Mitwirkung und Mitverantwortung der Laien in der Kirche, und das nicht nur dort, wo Priestermangel herrscht

Bei seinem Anliegen beruft sich Meyer auf das Bild vom Volk Gottes, dem das Zweite Vatikanische Konzil eine zentrale Stellung in den Konzilsdokumenten einräumte. Der Unterschied zu den anderen Völkern: An die Stelle der Geburt in ein Volk hinein tritt beim Volk Gottes der Wille Gottes, sein Ruf und die Antwort des Menschen. Jeder, der auf diesen Ruf antworte, trage Mitverantwortung für das, was aus diesem Ruf entsteht - die Kirche

Dieses großartige Bild dürfe nicht wieder mit anderen Bildern zugedeckt werden: "Für manche gilt das Bild nur für die Außenbeziehungen, das Bild ,Hirt und Herde' dagegen für die Innenbeziehungen." Daraus abgeleitet werde gern eine Aufgabenteilung vertreten: Fragen des Glaubens, der Liturgie, der Soziallehre fallen unter die Aufgaben des Klerus, deren Umsetzung in der Welt unter die der Laien

Gegen solch eine Aufteilung tritt Meyer energisch auf: "Wir müssen das Volk Gottes nicht in feudaler Ständeordnung oder modernem Spezialistentum denken." Meyer wehrt sich allerdings auch gegen den Vorwurf, er trete für Demokratie in der Kirche ein. Herrschaftsmodelle aus dem staatlichen Bereich wie Monarchie oder Demokratie taugten nicht für die Kirche. In der Kirche könne es nur um die Herrschaft des Wortes Gottes gehen. Meyer: "Wir können uns immer nur bemühen, eine Wahrheit zu erkennen, über die wir nicht verfügen.

Trotzdem tritt Meyer für eine Stärkung der synodalen Elemente in der katholischen Kirche ein. Die allerdings könnten hierarchische Strukturen nicht ersetzen, sondern nur ergänzen. Sein Gewährsmann für diese Auffassung ist der - "gewiß nicht liberale" - Bischof Cyprian von Karthago im dritten Jahrhundert, der an seine Presbyter schrieb: "Nichts ohne euren Rat und ohne die Zustimmung des Volkes.

Meyers Fazit: "Wenn das Bild vom Volke Gottes bedeutsam für das Wesen der Kirche ist, muß es auch bedeutsam sein für die Wirklichkeit in der Kirche." Die Zukunft der katholischen Kirche in Europa könne er sich nicht ohne - meist ehrenamtliches - Mitwirken der Laien in wesentlichen Elementen vorstellen

Stephan Radig

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 5 des 48. Jahrgangs (im Jahr 1998).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 01.02.1998

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