Woche für das Leben nutzen
Johannes Hintzen zum Thema Ehe und Familie
Worauf können sich Ehe und Familien heute verlassen? Eine Antwort ist sicher: Familien können sich darauf verlassen, daß sie sozial und finanziell schlechter gestellt werden als jeder andere Teil unserer Gesellschaft- prozentual steigend mit der Kinderzahl. Und: Manches Paar steht fast unter einem Rechtfertigungsdruck, warum seine Ehe solange "gehalten" hat. Soziologen behaupten, die Gesellschaft biete immer weniger dauerhafte und verläßliche Lebenswelten, in denen die Menschen leben und in die hinein Kinder und Jugendliche sozialisiert werden könnten. Ehe und Familie, die Gemeinschaft von Eltern und Kindern scheinen fast noch der einzige Ort von relativer Sicherheit in unserer Gesellschaft zu sein: Partner, Eltern und Kinder sind auf gegenseitiges Vertrauen angewiesen, auf Vergebungsbereitschaft und Fürsorge
Natürlich dürfen wir die vielfältigen Schwierigkeiten in den Familien nicht übersehen: Gewalt in der Familie, sexueller Mißbrauch, Wohlstandsverwahrlosung usw. Aber das ist die Ausnahme. Ehe und Familie stehen als Leitidee bei den meisten Jugendlichen ja gerade deswegen so hoch im Kurs, weil sie die Liebes- und Verläßlichkeitsgemeinschaft von Eltern und Kindern als "Kontrastgesellschaft" zu Hause erlebt haben; darin sind sich fast alle sozialwissenschaftlichen Forschungsumfragen einig
Die diesjährige ökumenische Woche für das Leben will deshalbunter dem Titel "Worauf du dich verlassen kannst: Zusammen leben in Ehe und Familie" daran erinnern, daß unsere Gesellschaft auf die in Ehe und Familie gelebte Verläßlichkeit angewiesen ist und daß sie etwas dafür tun muß, diese Wertegemeinschaft zu stärken. Verläßlichkeit in Ehe und Familie macht gesellschaftsfähig! Als Koordinator der Woche für das Leben in unserem Bistum freue ich mich deshalb sehr, daß das Deutsche Hygienemuseum das Anliegen der evangelischen und katholischen Kirche aufgegriffen hat und daß die Eröffnungsveranstaltung zur Woche für das Leben am 10. Mai nun schon im dritten Jahr in und mit dem Hygienemuseum in Dresden gemeinsam geplant und durchgeführt werden kann. Wir freuen uns, daß zum Forum "Jugend in der Familie" Bischof Joachim Reinelt zugesagt hat. Natürlich ist damit auch der Wunsch verbunden, daß möglichst viele Gemeinden die ökumenische Woche für das Leben nutzen, um die Förderung von Ehe und Familie in Kirche und Gesellschaft zum Thema zu machen
Dr. Johannes Hintzen
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 08.02.1998