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Aus der Region

Umwelt

Ziel: Sonnen-Energie vom Kirchendach

Senftenberg / Freising (kh) - Interessiert hat Nicolaus Richter das Thema Umweltschutz schon länger. Zum Beispiel bereitete der inzwischen pensionierte Maschinenbau-Ingenieur die Sanierung mehrerer Braunkohletagebaue im Lausitzer Raum mit vor. Hautnah hat der Senftenberger aber so manches, was er aus Büchern kannte, erst in den vergangenen zwei Jahren erfahren - während der Fortbildung "Wege zum schöpfungsfreundlichen Handeln".

Sieben mehrtägige Seminare umfasste dieser Kurs, an dem der 58-jährige Kirchenvorstand zusammen mit Kirchenmitarbeitern aus acht Diözesen teilnahm. Gemeinsam besichtigten sie zum Beispiel eine Solaranlage in Freising, einen ökologisch bewirtschafteten Bauernhof in Benediktbeuern und ein Biomasse-Heizkraftwerk in Sankt Marienthal (Gemeinde Ostritz).

Bei der Abschlussveranstaltung Ende Januar in Freising überreichte der Bamberger Weihbischof Werner Radspieler den 17 Teilnehmern die Zertifikate. Er forderte sie auf, künftig bei ihrem Tun nicht nur von der Schöpfung zu sprechen. Sie sollten ruhig auch über den Schöpfer reden, ihn als ein Du vorstellen, zu dem man eine ganz persönliche Beziehung aufbauen könne. Der einzige Absolvent aus dem Bistum Görlitz sieht das als keine leichte Aufgabe: "Es ist in unserem Gebiet schwierig, von einem Gott zu sprechen", meint der gebürtige Schlesier. Ein Gespräch über den Schöpfer sei dagegen schon eher denkbar.

In den Seminaren ging es zum einen um fachlich-ökologische Fragen und rechtliche Aspekte, zum anderen um die ethisch-theologische Dimension des Umweltschutzes. Außerdem bekamen die Kirchenmitarbeiter Tipps, wie sie ihr Wissen über sinnvolles Heizen oder richtiges Mülltrennen in den Pfarreien weitergeben können. Zum Beispiel stellte eine Teilnehmerin aus Würzburg eine Art Blumen-Puzzle vor, das Kinder an die Vielfalt und Schönheit der Schöpfung erinnern solle. Auch hatten die Kursteilnehmer Gelegenheit, selbst die Natur wahrzunehmen, indem sie zum Beispiel bei einem Parkspaziergang einen Baum umarmten.

Wie Richter hervorhebt, haben ihn persönlich vor allem die technischen Möglichkeiten des Umweltschutzes angesprochen. Am wichtigsten sei hierbei das Einsparen von Energie. Zum Beispiel plädiert Richter dafür, in Gemeinden öfter Sonnenenergie zu nutzen, "um die Ressourcen, die in der Welt sind, für künftige Generationen zu bewahren".

So manches von dem, was heute zugunsten der Umwelt getan werde, kenne er noch aus der DDR, berichtet der 58-Jährige. Dazu gehörten die Aufkaufstellen, bei denen Zeitungen, Pappe, Papier und Einmachgläser gegen Pfennigbeträge abgegeben werden konnten. Er selbst sei auch früher schon viel Rad gefahren - damals allerdings aus Kostengründen. Er brauche sich nach dem Kurs also eigentlich nicht umzustellen, sagt Richter deshalb in Bezug auf sein persönliches Umweltverhalten.

Neu gewesen sei für ihn hingegen die Erfahrung von Gruppenarbeit in den Seminaren. Überhaupt habe er den Austausch mit den anderen als sehr bereichernd erfahren: "Trotz unterschiedlicher Ansichten in vielen Dingen" hätten die kirchlichen Mitarbeiter einander in ihrem Anliegen bestärkt und "für das eigene Tun beflügelt". Durch das Gespräch mit Menschen aus verschiedenen Tätigkeitsfeldern habe sich eine andere Perspektive ergeben als beim Diskutieren in der eigenen Gemeinde. So hätten die Fortbildungsteilnehmer über größere Zeiträume gesprochen, nicht nur über ein gerade anstehendes Projekt.

In der katholischen Gemeinde Senftenberg ist das zurzeit der Umbau der Hörlitzer Barbarakirche in ein Kultur- und Begegnungszentrum (eigener Bericht folgt). Pfarrer Thomas Besch zufolge spielen dabei auch Umweltgesichtspunkte eine Rolle. So soll etwa der Baumbestand um die Kirche herum gesichert werden. Feste Verordnungen in puncto Umweltschutz gibt es im Bistum Görlitz laut Baureferent Thomas Backhaus nicht. Fens-terrahmen aus Tropenhölzern kämen aber bei kirchlichen Bauten beispielsweise nicht in Frage. Die Gemeinden würden vielmehr darauf hingewiesen, umweltverträgliche Materialien zu verwenden.

Dass bei Umbauten in seiner Gemeinde der "nachhaltige Blick" nicht verloren geht, dafür möchte sich Nicolaus Richter künftig verstärkt einsetzen. Aufdrängen allerdings will er diesen Umweltgedanken niemandem. Die anderen sollten einfach sehen und spüren, was ihm wichtig sei. Ähnlich verhalte es sich bei der Kindererziehung. So bringe es recht wenig, wenn Eltern zu ihren Kindern sagten: "Raucht nicht!" Mütter und Väter sollten lieber selbst nicht rauchen, meint Richter, dann bräuchten sie es ihren Kindern nicht eigens zu verbieten.

Nicolaus Richter ist gerne bereit, Vorträge zum Thema Umweltschutz zu halten. Interessierte Pfarrgemeinden, Jugendgruppen und Verbände erreichen ihn unter Telefon (0 35 73) 66 15 86.

Wer selbst an der zweijährigen Fortbildung "Wege zum schöpfungsfreundlichen Handeln" teilnehmen möchte, hat dazu ab Mai 2002 wieder Gelegenheit. Nähere Informationen erteilt Thomas Ehses vom Trägerverein für politische Bildung und Ökologie, Drachenfelsstraße 23, 53604 Bad Honnef-Rhöndorf, Telefon (0 22 24) 94 65-42, Telefax (0 22 24) 94 65-44,

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 7 des 51. Jahrgangs (im Jahr 2001).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 18.02.2001

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