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Bistum Magdeburg

Maristenschwester LOloahi Tantalanoa

Vorgestellt

Ihre erste Adventszeit in Deutschland vor drei Jahren hat Schwester Loloahi Tantalanoa noch immer in lebendiger Erinnerung: Obwohl die Maristen-Missionsschwester erst wenige Wochen zuvor aus der Südsee nach Dessau gekommen war und sich hier noch ganz fremd fühlte, erlebte sie den Advent als warme, schöne Zeit

Die Kerzen an den Adventskränzen und die Lichter in den Fenstern leuchteten intensiv in die äußerliche Dunkelheit. In der Heimat der Schwester ist es das ganze Jahr hindurch warm, die Natur grünt und blüht ohne Unterbrechung. Es war für sie ein tiefgreifendes Erlebnis gewesen, im November in Dessau erstmals das Absterben der Natur zu beobachten. Eine Mitschwester aus der Südsee, die mit ihr die ersten Wochen in Deutschland verbrachte, hatte beim Anblick einer Buche gesagt, die alle Blätter verloren hatte: "Wenn die noch einmal Blätter bekommt, geschieht ein Wunder. Ich kann das nicht glauben." Schwester Lolo, wie sie meistens genannt wird, hatte im Dezember den Eindruck, in ein sehr christliches Land gekommen zu sein, in dem sich die Menschen auf Weihnachten, auf die Ankunft Christi als Licht der Welt vorbereiten. In dieser Weise hatte sie die Adventszeit bis dahin nicht gekannt

Erst später, als ihre Deutschkenntnisse für eine Unterhaltung reichten, erfuhr sie, daß viele ihrer Nachbarn die Advents- und Weihnachtszeit feiern, obwohl sie gar nicht an Gott glauben. "Das hat mich ein wenig erschüttert", gibt sie zu

Der Schwester fällt es leicht, mit den Menschen ins Gespräch zu kommen: Im Supermarkt, an der Straßenbahnhaltestelle oder auch bei Hausbesuchen. Sie fällt auf, durch ihre dunkle Hautfarbe oder einfach durch ihr heiteres Wesen. Oftmals ist das der Anknüpfungspunkt für eine Unterhaltung. Sie fragt sich oft, warum die Menschen mit Gott und Kirche so wenig zu tun haben wollen: Haben sie Angst vor dem Unbekannten oder finden sie es einfach nicht mehr modern

Bei Gesprächen mit Dessauer Christen ist sie auf einen tiefen Glauben gestoßen, eine Sehnsucht nach Gott, aber auch auf eine gewisse Scheu, sich dazu zu bekennen. Sie empfindet es bereichernd, zuzuhören. Schon mancher hat ihr seine eindrucksvolle Lebensgeschichte erzählt, geprägt von Standhaftigkeit im christlichen Glauben trotz vieler Nachteile und Schikanen. Einer der wesentlichen Grundsätze des Maristenordens besteht darin, die Kirche an jedem Ort so anzunehmen, wie sie ist, und den Christen zu helfen, sich für ihre Kirche zu engagieren und ihre Mitverantwortung wahrzunehmen. "Wir versuchen, die Haltung Marias zum Ausdruck zu bringen", erläutert Schwester Lolo, "eine weibliche Grundhaltung der Einfachheit und des Erbarmens soll in unserem Leben sichtbar werden.

Sie selbst hatte den Orden, der in Ozeanien sehr verbreitet ist, bereits in der Schule kennengelernt, in ihrem Heimatland Tonga im Süd-Pazifik. Es hatte sie fasziniert, daß die Missionarinnen ihre eigene Heimat verlassen hatten, um den Tongaern zu helfen, im missionarischen Sinne die Lebensqualität zu verbessern. Mit Anfang 20, vor ungefähr 19 Jahren, entschied sie sich, selbst Maristen-Missionsschwester zu werden. Als sie ihrer Mutter von dem Vorhaben erzählte, hielt die das für einen Scherz. Ein so lebenslustiges Geschöpf wie ihre Tochter konnte sie sich einfach nicht in einem Orden vorstellen

Nichtsdestotrotz ging Loloahi zum Noviziat nach Neuseeland, dann arbeitete sie in Tonga und Samoa als Lehrerin an einer Berufsschule, als Krankenschwester und Sekretärin. Viele Probleme, mit denen sie dort konfrontiert wurde, ähneln denen in Deutschland: Auch dort erliegen Menschen der Versuchung des Besitzstrebens, nehmen Geld wichtiger als zwischenmenschliche Beziehungen und familiäre Bindungen. Umweltprobleme treten in einer kleinen Inselwelt besonders kraß zutage... Unvergeßlich waren für Schwester Lolo die zwei Jahre, während der sie als Sekretärin des Bischofs Patelisio Finau arbeitete, der wie sie zu den Maristen gehörte. Die enge Zusammenarbeit mit dem Bischof, dessen Visionen für die Kirche der Zukunft auch über die Südsee hinaus große Beachtung fanden und der in besonderer Weise die kirchliche Option für die Armen hervorhob, erfuhr sie als Horizonterweiterung

Mit zwei deutschen Schwestern lebt Lolo heute im Pfarrhaus von Dessau-Alten: Schwester Alexia hat bereits Missionserfahrung in Afrika, Jamaica und den Fidschi-Inseln, Schwester Margreth war in Papua Neuguinea und Australien, bevor sie nach Dessau kam

Für die kleine Altener Gemeinde, die keinen eigenen Pfarrer mehr hat, wird etwas von der Universalität der Kirche spürbar, seitdem die Schwestern da sind. Beim letzten Weltmissionssonntag zum Beispiel haben die Altener eine große Ausstellung mit viel Anschauungsmaterial aus dem Verbreitungsgebiet der Maristen auf die Beine gestellt

Schwester Lolo ist besonders beliebt bei den Kindern. In Alten gibt sie Religionsunterricht, in den Nachbargemeinden hilft sie bei den Frohen Herrgottstunden mit. Seit sie da ist, haben die Kleinen jeden Sommer einen großen Ehrgeiz: Einmal so braun zu werden wie Schwester Lolo

Dorothee Wanzek

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 7 des 48. Jahrgangs (im Jahr 1998).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 15.02.1998

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