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Bistum Erfurt

Bischof beklagt Vernachlässigung kirchlicher Themen

Jahrespresse-Empfang

Erfurt (mh) - Vor einer neuen Aufspaltung der Gesellschaft in Informationsreiche und Informationsarme angesichts der rasanten Entwicklung im Medienbereich hat der Erfurter Bischof Joachim Wanke gewarnt. Beim inzwischen traditionellen Jahrespresseempfang sagte Wanke in Erfurt, die Entwicklung neuer Medien müsse "auf die freie Kommunikation mündiger Bürger in einer verantworteten Gesellschaft" ausgerichtet sein. Es stehe viel auf dem Spiel: Zugewinn an Information für alle oder Segmentierung der Gesellschaft

Zugleich beklagte der Bischof die Vernachlässigung kirchlicher Themen in den Medien. Sie hätten in den Nachrichtensendungen einen "Seltenheitswert". Ohne den öffentlich-rechtlichen Rundfunk, für dessen Erhalt Wanke plädierte, sähe das Ergebnis noch schlechter aus. Aber auch der private Rundfunk sei zu einer tragenden Säule des dualen Rundfunksystems geworden. Kritik übte der Bischof an den privaten Fernsehanstalten. Auch hier dürfe man ein "Mindestmaß an sachgerechter Information, programmlicher Vielfalt und die Einhaltung eines gewissen Grundstandards" erwarten. Die "Grenzen des guten Geschmacks" sollten gewahrt werden

Auf Nachfrage von Journalisten wertete der Bischof, der auch Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen (ACK) in Deutschland ist, den gegenwärtigen Streit um die gemeinsame Erklärung von Katholiken und Lutheranern zur Rechtfertigungslehre als eine "Gefahr für die Ökumene". Über die Kritik evangelischer Theologieprofessoren an dem Papier sei er besorgt. Ihr Votum gefährde die bisherigen Ergebnisse des ökumenischen Dialogs

Der Leiter des katholischen Büros, Winfried Weinrich, beklagte Tendenzen einer schleichenden Aufweichung des Sonn- und Feiertagsschutzes. Beispiele seien Veränderungen des Ladenschlusses, Öffnungszeiten an stillen Feiertagen oder eine verstärkte Zulassung von Sonn- und Feiertagsarbeit. Er hoffe, daß die bisherigen Grenzen erhalten blieben und wo nötig Korrekturen vorgenommen würden

Thüringens Caritasdirektor Bruno Heller warnte vor einer neuen Behindertenfeindlichkeit in der Gesellschaft. Das Kölner Gerichtsurteil, wonach Behinderte einer bestimmten Einrichtung künftig nur zu bestimmten Uhrzeiten in ihrem Garten "unartikulierte Laute" ausstoßen dürfen, bezeichnete Heller als "Schande". Wenn man die Zahl der Schilder betrachte, die auf wandernde Frösche hinwiesen, frage er sich, ob "Frösche in unserer Gesellschaft inzwischen einen größeren Lebensschutz genießen"

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 8 des 48. Jahrgangs (im Jahr 1998).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 22.02.1998

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