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Bistum Görlitz

Nur ein Priester war in Görlitz "IM"

Stellungnahme

Görlitz (tdh/kna) - Im Bistum Görlitz ist bisher nur ein Fall bekannt, daß ein amtierender Priester vom DDR-Ministerium für Staatssicherheit (MfS) als "Inoffizieller Mitarbeiter" (IM) geführt wurde. Der Geistliche - der als "IM Salem" geführt wurde - habe von 1958 bis 1988 Berichte für das MfS geliefert, sei aber 1992 gestorben, teilte der Görlitzer Generalvikar Hubertus Zomack mit. Ein weiterer Priester, der früher im Erzbischöflichen Amt Görlitz tätig war, habe nach seinem Ausscheiden aus dem Priesteramt in Berlin als "IM Birke" für das MfS gearbeitet

Das besondere Interesse des MfS im Bereich des heutigen Bistums Görlitz habe "grenzüberschreitenden Aktivitäten nach Polen in das Gebiet der ehemaligen Sowjetunion und anderer Länder des Ostblocks" sowie dem Priesterseminar in Neuzelle und dem Katechetenseminar in Görlitz gegolten

Von den gegenwärtig 54 Priestern im aktiven Dienste des Bistums - wovon drei außerhalb der Diözese Görlitz ihren Dienstort haben - und 29 weiteren Mitarbeitern im Verkündigungsdienst und im Religionsunterricht seien bislang 29 durch die "Gauck-Behörde" überprüft worden, erklärte Zomack weiter. In keinem Fall seien Beweise für eine Zusammenarbeit mit dem MfS gefunden worden. "21 von diesen Überprüfungen sind aufgrund der Einführung des schulischen Religionsunterrichtes im Freistaat Sachsen und der damit verbundenen Bereitstellung von Lehrkräften erfolgt. Drei weitere Priester, die zu dem Zeitpunkt der Antragsstellung nicht im Freistaat Sachsen tätig waren, sind auf ihren ausdrücklichen Wunsch durch den Bischof zu Überprüfungen angemeldet worden." Weitere Priester und Mitarbeiter seien auf Antrag kommunaler Behörden überprüft worden, da sie in der Nachwendezeit in Überprüfungskommissionen mitgearbeitet oder bei Wahlen kandidiert hätten. Die genaue Zahl dieser Überprüfungen sei dem Bistum nicht bekannt. Denn eine Regelüberprüfung wie im Bistums Dresden-Meißen hat es im Bistum Görlitz auf Beschluß des Priesterrates nicht gegeben

Der Hintergrund für diese Stellungnahme des Görlitzer Generalvikars Zomack ist das kürzlich im Leipziger St. Benno-Verlag erschienene Buch "Kirche im Visier" von Dieter Grande und Bernd Schäfer. Beide waren Mitglieder einer Arbeitsgruppe, die 1993 von den damaligen ostdeutschen Bischöfen zur "Aufarbeitung der Tätigkeit staatlicher und politischer Organisationen/MfS gegenüber der katholischen Kirche" eingesetzt worden war. In dem Buch ist der derzeitige Erkenntnisstand über die Bespitzelung der Katholischen Kirche geschildert.

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 8 des 48. Jahrgangs (im Jahr 1998).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 22.02.1998

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