Kirchen weisen auf neue Armut hin
Kabinettsgespräch
Magdeburg (pbm) - Neben selbstverschuldeter Armut gebe es in wachsendem Maße auch unverschuldete Armut, betonte der Magdeburger Bischof Leo Nowak am 17. Februar während eines Gespräches zum Thema "Armut in Sachsen-Anhalt" zwischen Vertretern des Kabinetts von Ministerpräsident Reinhard Höppner (SPD) und der Kirchen. Kirchen und Land sollten Nowaks Ansicht nach die unverschuldete Armut stärker wahrnehmen und gemeinsam Initiativen zu ihrem Abbau ergreifen
Neben dem katholischen Bischof nahmen auch der Präsident des Konsistoriums der Evangelischen Kirche der Kirchenprovinz Sachsen, Hans-Joachim Kiderlen, Bischof Christian Krause aus Braunschweig und Kirchenpräsident Helge Klassohn aus Dessau, der Direktor des Diakonischen Werkes der Kirchenprovinz Sachsen, Professor Dr. Reinhard Turre und Christa Maria Kramer als Vertreterin des Caritasverbandes an dem Gespräch teil. Grundlage der Erörterungen war der Armutsbericht von Diakonie und Caritas von 1997. Darin war auf dem Hintergrund von Erhebungen in kirchlichen Beratungsstellen unter anderem auf die drastische Zunahme sozialer Härtefälle im Land hingewiesen worden. Hauptursache für das Entstehen von Armut sei nach wie vor die Arbeitslosigkeit, sagte Sozialministerin Gerlinde Kuppe. Sie unterstrich in diesem Zusammenhang, daß der Handlungsspielraum der Bundesländer zur Bekämpfung der Armut begrenzt sei. Zuständigkeiten lägen oft in kommunalem Bereich oder auf Bundesebene. Auf Anfrage der Caritas stellten Ministerin Kuppe und Ministerpräsident Höppner in Aussicht, die bisherige Finanzierungspraxis für Beratungsstellen zu überdenken. Bisher unterstützt das Land nur Spezialberatung, nicht aber die allgemeine soziale Beratung der Caritas
Kirchlicherseits wurde bedauert, daß aufgrund einer Erkrankung von Kultusminister Karl-Heinz Reck ein ursprünglich vereinbartes Gespräch über Fragen des Religionsunterrichts zunächst nicht zustande kommt
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 22.02.1998