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Bistum Erfurt

Katechetin aus Leidenschaft

Vorgestellt

"Junge Eltern bei der Erziehung und Glaubensunterweisung ihrer Kinder zu stützen, muß das A und O der Gemeinden und ihrer Seelsorger sein." Was die soeben pensionierte Erfurter Ordina- riatsrätin Helga Mondschein heute für eine der wichtigsten Aufgaben christlicher Gemeinden hält, ist ihr seit vielen Jahren zentrales Anliegen. Viele Male hat sie an der Erarbeitung der Materialien für die Religiösen Kinderwochen (RKW) mitgewirkt. Zahlreiche religiöse Kinderbücher des St. Benno-Verlages stammen aus ihrer Feder, "Pater Fridolin und seine Rasselbande", ist noch immer ein Verkaufsschlager. 40 Jahre hat sie im Erfurter Jurisdiktionsbezirk in Sachen religiöse Kinder- und Elternbildung gewirkt

1933 in Erfurt geboren, wollte Helga Mondschein schon als Kind Lehrerin werden. Nach Abitur und Studienjahren begann die 20jährige 1953 ihren Schuldienst als Mathematik- und Deutschlehrerin in der Pestalozzi-Schule in Sömmerda. "Ich war sehr glücklich in meinem Beruf", erinnert sie sich gern. Sehr bald aber mußte die junge Pädagogin feststellen: Du wirst angesichts der politischen Verhältnisse als Christin deinen Beruf nicht auf Dauer ausüben können. 1954 mußte sich die junge Frau einer Krebsoperation unterziehen, bei der sie das linke Auge verlor - eine Zeit, in der sie intensiv über ihren weiteren Lebensweg nachdachte

Im Sommer 1957 schied Helga Mondschein auf eigenen Wunsch aus dem Schuldienst aus und nahm in Erfurt eine Ausbildung zur Seelsorgehelferin auf. "Ich wollte mit Kindern in der Gemeinde arbeiten und ihnen den Glauben nahe bringen. Das Ziel, jungen Menschen Lebens- und Glaubenshilfe anzubieten, hat mich immer begleitet."

Ihre erste und einzige Stelle als Seelsorgehelferin bekam sie in ihrer Heimatgemeinde St. Severi. "Ich war Feuer und Flamme, endlich konnte ich das machen, was ich mir erträumt hatte", sagt sie. Drei Jahre später wurde Helga Mondschein neben ihrem Gemeindedienst Assistentin im Erfurter Seelsorgehelferinnen-Seminar: Vormittags vermittelte sie Theorie, nachmittags hospitierten die Seminaristinnen bei ihr im Religionsunterricht. "Es war eine schwierige Zeit für mich, denn ich stand zwischen den Fronten. Ich war wie die Seminaristinnen mit manchen Bereichen der Ausbildung nicht einverstanden, gehörte aber zu den Dozenten." 1966 wurde die Seelsorgehelferinnen-Ausbildung in Erfurt aufgelöst. Am Ursulinenkloster entstand ein Vorseminar für junge Frauen, die eine kirchliche Ausbildung aufnehmen wollten. Leiterin wurde auf Bitten von Weihbischof Hugo Aufderbeck Helga Mondschein. Ihren Gemeindedienst mußte sie aufgeben

Als 1969 in Folge des Zweiten Vaticanums das Katechetische Amt im Generalvikariat Erfurt umstrukturiert wurde, holte sie Hugo Aufderbeck ins Seelsorgeamt. Als eine ihrer ersten Aufgaben hatte sie auf Priestertagen über neue Wege der Kinderkatechese zu referieren. Auf ihre Einwände, was wohl die Geistlichen dazu sagen würden, wenn eine Frau ihnen Vorträge über die Seelsorgepraxis halten würde, meinte der Weihbischof: "Wir haben ein Konzil gehabt. Die Priester werden sich daran gewöhnen müssen." Schon bald fühlte sich Frau Mondschein im Leitungsteam des Erfurter Jurisdiktionsbezirkes gut integriert

"Es war eine Zeit, in der der Glaube bei den Menschen in der DDR zunehmend keine Selbstverständlichkeit mehr war", sagt die damalige Referentin für Kinderseelsorge. "Es war dringend nötig, Eltern und Kindern deutlich zu machen, daß Leben und Glauben ganz eng zusammengehören. Eine der besten Möglichkeiten dafür waren und sind die RKW." Wie bei den RKW Katechese, Gottesdienst, Spiel, Mahlzeiten, gemeinsame Ausflüge und vieles mehr eine ausgewogene Einheit bilden, sollte nun auch der Religionsunterricht Glauben, Leben und christliche Gemeinschaftserfahrung in eins bringen. Bis dahin war Reli- gionsunterricht oft nur Wissensvermittlung. Es galt einen guten Mittelweg zu finden. Helga Mondschein erarbeitete dafür zahlreiche Arbeitshilfen. Jahrelang war sie in der Ausbildung der Priesteramtskandidaten tätig, hielt zahllose Elternabende, reiste in die Tschechoslowakei, um unter Gefahren auch dort katechetische Anregungen zu geben. Seit 1986 kümmerte sie sich als Referentin für katechetische Bildung vor allem um die religiöse Bildung der Eltern. "Wir wollten Frauen und Männer unserer Gemeinden, die begabt waren, Kindern in Gruppen den Glauben weiterzugeben, entsprechendes Rüstzeug geben." Insgesamt 14 solcher zweijährigen katechetischen Kurse hat sie als Referentin für katechetische Bildung und zuletzt als Referentin für Elternbildung gehalten

1990, als Frau Mondschein bereits im Begriff war, in Rente zu gehen, stand eine völlig neue und in gewisser Weise doch auch alte Aufgabe vor ihr: Erneut war ihre Erfahrung als Lehrerin gefragt, als sie Leiterin des neuen Schulreferates im Ordinariat wurde. In Heiligenstadt und Erfurt wurden zwei Schulen in kirchlicher Trägerschaft gegründet. "Zudem stand sehr schnell die Frage, ob wir mit dem Religionsunterricht in die Schulen gehen", sagt Frau Mondschein. "Uns wurde klar: Wenn wir uns verweigern, machen wir etwas falsch. Ein Fach Religion tut der Schule mehr als gut."

Helga Mondschein hat zeitlebens ehelos gelebt. Wer als Gemeindereferent/-in, Diakon oder in einem anderen kirchlichen Beruf tätig ist und Familie hat, "muß die Kunst verstehen, das richtige Maß zwischen Familie und Beruf zu finden", sagt sie. Und: "Kirchlicher Dienst verlangt ganzen Einsatz." Frau Mondschein, die am 12. März 65 Jahre alt wird, ist Ende 1997 ganz bewußt aus ihrem Dienst ausgeschieden, um Jüngeren Platz zu machen. "Wer aber von meinen Erfahrungen profitieren will, dem stehe ich gern zur Verfügung", sagt Frau Mondschein

Nun hofft sie, mehr Zeit für die Pflege persönlicher Kontakte zu finden, die ihr stets sehr wichtig waren. Zugleich möchte sie eines ihrer Hobbys, das Schreiben, intensivieren. Sorge bereitet der Seelsorgerin, in der heutigen liberalen Zeit könnte auch in der Kirche mancherorts vergessen werden, wer und was die eigentliche Mitte ist. Menschen immer wieder mit Christus und seiner Frohen Botschaft zusammenzubringen, bleibt auch weiterhin ihr Anliegen. Eckhard Pohl

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 10 des 48. Jahrgangs (im Jahr 1998).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 08.03.1998

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