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Bistum Görlitz

Geometrische Formen schmücken kahle Wände

Ausstellung

Welzow (fun) - Natur in geometrischen Figuren erfaßt. Die naturgegebene Gegenständlichkeit verliert ihre Bedeutung. So wird in Lexika der Kubismus - eine Richtung der modernen Malerei - erklärt. Und an die Bilder von Pablo Picasso, den bekanntesten Künstler dieser Richtung, erinnern die Werke der Lübbenauer Künstlerin Simone Brüggemann-Riemer. Die 36jährige Malerin stellt derzeit ihre Bilder in dem Gemeindesaal der Welzower Pfarrei "St. Josef" aus

Dargestellt wird die Heimat der Malerin: Motive aus dem Spreewald finden sich auf den Ölbildern. "Früher malte sie die Landschaften realistisch, naiv. Heute tendieren die Bilder ins kubistische. Besonders fasziniert bin ich von der Einbindung der Rahmen in das Bild und von den warmen Farben", erzählt Waltraut Skoddow, die Organisatorin der Ausstellung. Zu sehen sind die Bilder noch bis zum 20. März. "Danach werden Arbeiten von Kindern aus Welzow ausgestellt, die während eines Projektes im Welzower Kinderhaus Katzen in Keramik gestaltet haben", so Waltraut Skoddow

Bisher bot der Gemeindesaal der Welzower Pfarrei schon Platz für insgesamt 17 Ausstellungen. Angefangen hatte alles vor knapp zwei Jahren: Damals kam das Ehepaar Skoddow von Hoyerswerda nach Welzow. "Als mein Mann Bürgermeister von Welzow wurde, wollte ich mich auch hier - wie schon vorher in Hoyerswerda - kulturell engagieren. So kam es, daß wir die Hildesheimer Künstlerin Katharina Böhm für uns gewannen. Das Problem mit dem fehlenden Ausstellungsraum löste sich, als uns Pfarrer Geisler den Gemeindesaal anbot. Als nach dieser Ausstellung die Bilder abgenommen wurden, sagte er zu mir ,Jetzt sind die Wände richtig kahl. Ich würde mich freuen, wenn wir wieder neue Bilder aufhängen könnten'", erinnert sich die Ehefrau des Bürgermeisters an die Anfänge der Gemeindesaal-Ausstellungen

Mittlerweile haben die Expositionen eine gewisse Eigendynamik entwickelt. Kahl sind die Wände des Gemeindesaals nie länger als 14 Tage. Jeweils vier bis sechs Wochen haben Künstler jeden Alters kostenlos die Gelegenheit, Plastiken, Fotos, Collagen, Aquarelle, Grafiken... auszustellen. Die Versicherung der Bilder bezahlt die Stadt. Und die Welzower und auch die "Kunst-Gemeinde" an sich sind stolz auf dieses gelungene Projekt. "Die Gemeindemitglieder finden es nicht schlimm, daß ihr Saal - in dem Religionsunterricht und verschiedene Veranstaltungen stattfinden - von den Ausstellungsstücken eingenommen wird", sagt Waltraut Skoddow, die neben der Organisation auch die Laudatio zu den Ausstellungseröffnungen hält. "Es hat sich rumgesprochen, daß es in dieser kleinen Stadt mit knapp 5000 Einwohnern so eine Möglichkeit gibt." So sprechen die verschiedensten Leute oder auch die Künstler selbst Waltraut Skoddow darauf an. Sogar von Hildesheim und Bielefeld kamen Nachfragen

Dennoch sei es nach wie vor eine "Ausstellung von Welzowern für Welzower, die auch nie bei den Ausstellungseröffnungen fehlen", faßt Waltraut Skoddow zusammen. Alles wäre eben nicht ohne die große Toleranz der Gemeinde und des Pfarrers möglich gewesen. "Noch nie hatte der Pfarrer Einwände, wenn wir für eine Ausstellung den Gemeindesaal umräumen oder auch mal das Kruzifix umhängen mußten", berichtet Waltraut Skoddow. Und wer sich eine der kostenlosen Ausstellung im Gemeindesaal ansehen will, der könne jederzeit im Pfarrhaus klingeln

Gemeindesaal der Pfarrei "St. Josef", Gartenstraße 12 in 03119 Welzow,

Telefon: 03 57 51/ 2 07 14

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 10 des 48. Jahrgangs (im Jahr 1998).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 08.03.1998

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