ZdK-Mitglied Eva-Maria Nowy
Vorgestellt
Görlitz - Sie ist Mitglied im "Zentralkomitee der Deutschen Katholiken" (ZdK) und in der Friedensorganisation "Justitia et Pax", engagiert sich im Görlitzer Diözesanrat und ist auch noch Ärztin mit "Leib und Seele". Wie findet man nebenbei noch ein wenig Zeit für sich selbst? "Natürlich muß man sich die Zeit einteilen und teilweise auf glückliche Umstände hoffen", so die Antwort von Dr. Eva-Maria Nowy
Die 58jährige Oberärztin im Klinikum Görlitz schafft es, alle diese Aufgaben mit ihrem Leben und ihrer Arbeit in Einklang zu bringen. "Ich möchte kein Durchschnittschrist sein. Aus diesem Grund will ich das, was ich tue, auch ganz machen. Wenn man in dieser Welt Christ sein will, hat man eben zu tun. Ganz besonders, wenn es etwas glaubhaft klingen soll."
Die gebürtige Görlitzerin war bis vor zwei Jahren sogar noch Sprecherin des Pfarrgemeinderates der Pfarrei "St. Johannes und St. Franziskus". Diese Aufgabe mußte jedoch - zugunsten der restlichen Aufgaben - gestrichen werden. Im ZdK ist sie zur Zeit in der Kommission für pastorale Grundfragen. Hier versuchen die 20 engagierten Laien und Ordensvertreter aus ganz Deutschland den Gedanken der Ökumene voranzubringen
Davor hatte sich Eva-Maria Nowy in der Kommission mit dem "Paragraphen 218" beschäftigt. "Ich finde es gut, daß es eine andere Vertretung der Katholiken neben der Bischofskonferenz gibt", so Eva-Maria Nowy. Ergänzend fügt sie hinzu: "Ich bin ein Mensch, der sich zu Wort meldet, wenn ihm etwas nicht paßt."
Neben den Schwierigkeiten, die Laien teilweise in der Kirche hätten, kritisiert Frau Nowy auch die Rolle der Frau in der Kirche: "Ich setzte mich für das Diakonat der Frau ein. Denn wenn Frauen die Chance gegeben würde, sich in der Kirche mehr einzubringen - auch oder gerade in pastoraler Hinsicht - könnte vieles bereichert werden. Das ist ein Weg zur Anerkennung der Frau in der Kirche."
In Bezug auf den Nachwuchs in der Kirche äußert sich Frau Nowy so: "Jugendliche sollte man viel mehr zu Wort kommen lassen. Ich habe die Erfahrung gemacht, daß sie sich das wünschen - und ihre Meinung zählt genauso." Weiterhin sieht sie das Engagement von jungen Leuten innerhalb der Gemeinde als positiv: "Nach meiner Erfahrung engagieren sich Jugendliche, die mit der Kirche aufgewachsen sind und christlich erzogen wurden, in der Gemeinde." Problematisch werde es erst, wenn sie keine Stütze oder Hilfe haben. "Wenn es beispielsweise keinen Kaplan in der Pfarrei gibt und der Pfarrer schon sehr alt ist. "
Eva-Maria Nowy selbst kann sich nicht über mangelnde Akzeptanz beklagen. Sie ist anerkannt: Als Ärztin und als engagierte Katholikin, deren Meinung etwas zählt: "Ich hatte im Gegensatz zu anderen Frauen nie Schwierigkeiten. Vielleicht liegt es an meinem Beruf, daß sich die Männer eher von einer Ärztin etwas erklären lassen."
Diese Aussage - die keinesweg überheblich klingen soll - bestätigen auch die Angebote, die Nowy bekommt, wenn es um öffentliche Arbeit geht. Häufig wird sie zu Einführungen oder Vorträgen zu diversen Veranstaltungen in Gemeinden, ökumenischen Kreisen oder zu Kolping-Veranstaltungen... eingeladen. "Was da von mir verlangt wird, ist sehr breit gefächert. Wenn dann eine interessante Aufgabe an mich übertragen wird, muß ich erst eine Weile mit dem Thema schwanger gehen", erzählt sie über ihre persönliche Vorbereitung
Auch wenn es so klingt: Glatt verlief ihr Leben nicht. Obwohl Eva-Maria Nowy schon immer wußte, daß sie Ärztin werden wollte, wurden ihr auf dem Weg dahin Steine in den Weg gelegt, denen sie nur durch den Gang zur Hintertür ausweichen könnte. Nach Abschluß der achten Klasse durfte sie nicht zur Oberschule gehen, so daß sie nach zwei Jahren auf einer Handelsschule, Arztsekretärin lernte. Das "Sekretärinnen-Dasein" erfüllte die junge Nowy jedoch nicht, so daß sie darauf aufbauend Krankenschwester lernte. Nach dem Krankenschwester-Examen machte sie auf der Abendschule ihr Abitur nach und durfte dann durch glückliche Umstände mit mittlerweile 26 Jahren anfangen zu studieren
Heute ist Eva-Maria Nowy Fachärztin für Innere Medizin und behandelt im Görlitzer Klinikum bösartige Geschwülste und Blutkrankheiten
Im Görlitzer Klinikum lebt die Oberärztin ebenfalls etwas von ihrem Glauben weiter: "Ich versuche, den Menschen zu helfen, in kleinen Dingen Freude zu finden. Und wenn ich höre, daß in der Station, auf der ich arbeite, ein anderer Geist herrscht, freut mich das."
Wenn sie zwischen all diesen selbstauferlegten Aufgaben Zeit findet, tritt eine weitere Leidenschaft zu Tage: "Ich liebe es, Bücher um mich zu haben. Und wenn ich abends nach Hause komme, brauche ich entweder Ruhe, entspannende Musik oder aber einen kurzen Auszug aus einem guten Buch", erzählt Eva-Maria Nowy, die aufgrund ihrer Lebensweise ein Talent entwickelt hat, um ihre Arbeit, ihr Engagement und ihre Hobbys unter einen Hut zu bekommen: Sich wenn auch nur für einen kurzen Zeitraum an den Dingen zu freuen und diese zu genießen
Katharina Funke
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 15.03.1998