Kirche in der Hauptstadt präsent
Berlin
Berlin (rc) - Dem Kontakt zwischen der katholischen Kirche, der Politik und dem "unablässigen Dialog" mit "allen, die nach der katholischen Kirche fragen", sollen die neuen Gebäude der Katholischen Akademie und des Verbindungsbüros der Deutschen Bischofskonferenz zur Bundesregierung dienen. Für diese Neubauten legte der Berliner Erzbischof, Georg Kardinal Sterzinsky, am 14. März den Grundstein. Die katholische Kirche werde ihren Standpunkt gegenüber der Regierung und allen politischen Parteien vertreten. "Wir haben unseren Standpunkt, sind aber offen für jeden ehrlichen Dialog", fügte Sterzinsky hinzu. Trotz der klaren Unterscheidung zwischen Staat und Kirche - zu der er stehe - könnten Christen "zum Nutzen der Gesellschaft etwas einbringen."
Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, der Mainzer Bischof Karl Lehmann, hatte zuvor bei einer Festakademie erklärt, daß die unterschiedlichen Aufgaben des Zentrums dem "Schmelztiegel der Großstadt" entsprechen. Das geistige und kulturelle, aber auch das religiöse und spirituelle Gespräch müsse weiter gefördert werden, um ein weiteres Zusammenwachsen des Landes zu fördern. Die katholische Akademie in Berlin, die schon bald nach der Wende ihre Arbeit aufnahm, habe dabei eine "unentbehrliche Aufgabe". Die Neubauten bezeichnete Lehmann als ein "Zeichen der geistigen, religiösen und kirchlichen Präsenz" der Katholiken in der Bundeshauptstadt. Er hofft auf eine gute Zusammenarbeit mit der Akademie. Sie sei eine "echte Errungenschaft", denn Katholisches Büro und Katholische Akademie "gehören von der Sache her zusammen".
Auch Bundesbauminister Eduard Oswald (CSU) würdigte die "beispielhafte Arbeit" der Berliner Akademie, die "ein bestens geeignetes Forum für den Dialog" sei. Mit ihren bestehenden Kontakten nach Osteuropa könne sie dazu beitragen, daß die Zusammenarbeit mit den Mittel- und Osteuropäischen Staaten, insbesondere mit Polen und Tschechien sowie den baltischen Republiken von immer mehr Menschen akzeptiert werde. Dies sei Vorraussetzung für eine neue "überzeugende Brückenfunktion Berlins" in Europa.
Gründungsdirektor der Akademie Werner Remmers wies besonders auf die Nähe des neuen katholischen Zentrums zum künftigen Regierungsviertel hin. Er möchte, daß die Katholische Akademie zu einem "Treff für Politiker" über alle Parteigrenzen hinweg wird; gewissermaßen zu einem "Politikerclub". Denn er ist überzeugt: "Wir Christen sind für die Politiker wichtig. Sie brauchen uns als Stütze." Doch er denkt nicht nur an Politiker: "Die Katholische Akademie will ein kirchliches Haus sein, in dem Fenster und Türen weit offen sind für alle."
Bis Ende 1999 sollen auf dem Gelände des ehemaligen St. Hedwigs-Friedhofs zwischen Hannoverscher und Chausseestraße in Berlin-Mitte eine Kirche, ein Auditorium mit 350 Plätzen, ein Gästehaus mit 40 Zimmern, acht Appartements sowie ein Bürogebäude zur Fremdnutzung gebaut werden. Ein weiteres Gebäude direkt an der Hannoverschen Straße soll das bis ins Jahr 2000 noch in Bonn ansässige "Kommissariat der deutschen Bischöfe", das sogenannte Katholische Büro, aufnehmen.
Träger der Baumaßnahmen sind der Verband der Diözesen Deutschlands und die Vermögensverwaltung des Erzbistums Berlin. Nach deren Angaben betragen die Gesamtbaukosten zirca 45 Millionen Mark, wovon 15 Millionen auf das Berliner Erzbistum entfallen. Um den besonderen Charakter der Gebäude zu verdeutlichen, ist die Anlage als Kloster in der Stadt mit Höfen und Gärten konzipiert.
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 22.03.1998