Jetzt 4 Wochen kostenfrei Tag des Herrn lesen!
Aus der Region

"Kundun"

Kinotip zu Tibet:

Es lohnt sich: Das Leben des 14. Dalai Lama ist derzeit in den Kinos zu sehen. Von chinesischen Protesten begleitet schuf Martin Scorsese mit "Kundun" einen Film, der mehr als nur prachtvolle filmische Gemälde zum Inhalt hat. Und wer - wie mancher Kritiker die politische Auseinandersetzung vermißt - darf nicht übersehen, daß in Tibet letztlich alles Religion ist. Der Alltag, die Kultur und eben auch die "Politik". Das macht die Besonderheit Tibets aus, ein religiöses, buddhistisches Staatswesen. Doch auch wer ohne diese Vorkenntnisse ins Kino kommt, kann sich von "Kundun" verzaubern lassen.
Dabei bleibt genügend Platz, den Film weiterzudenken und Fragen zu stellen. Besonders tragisch ist das gezeigte Bemühen des jungen Dalai Lama, Tibet von innen heraus zu verändern. Doch ein menschenverachtendes System - Mao: "Religion, mein Lieber, ist Gift" - ließ dieses Bemühen von Anfang an scheitern, verwies die Weiterexistenz des tibetischen Buddhismus ins Exil. Wer die religions- und menschenfeindliche Praxis totalitärer Regimes in Europa von 1933 bis 1989 kennt und erlebt hat, wird dies mit ganz anderen Augen sehen. Vielleicht eine Chance, zu einer neuen Solidarität mit dem tibetischen Volk zu kommen, das nur einen Anspruch stellt: "In Freiheit seinen eigenen Weg gehen zu wollen." Deshalb bleibt zu hoffen, daß "Kundun" länger als 14 Tage in den Kinos bleibt und nicht wie der chinakritische "Red Corner" mit Richard Gere klang- und resonanzlos verschwindet. jak

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 13 des 48. Jahrgangs (im Jahr 1998).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 29.03.1998

Aktuelle Empfehlung

Der TAG DES HERRN als E-Paper - Jetzt entdecken!

Aktuelle Buchtipps